Auf viele Nachfragen, wann es endlich weiter geht.... es ist gar nicht so einfach vier Jahre im Rückblick zu verfassen, wenn so viel passiert ist. Und man natürlich an einen Auswanderer Blog keinen Gedanken verschwendet hat. Also krame ich in meinem Gedächtnis und ihr müsst manchmal entschuldigen, das es von Höckchen auf Stöckchen und wieder retour geht.
Ich durchforste also seit einer Woche das Internet nach allen Jobs, die auch nur irgendwie für mich in Frage kommen. Egal was, einfach nur möglich muss es sein. Das bedeutet aber erst mal, im Umkreis muss es sein oder von zu Hause aus, französisch und italienisch ist keine Option, Arbeit im Stehen geht nicht (weil ich sonst "sterben" muss) - also muss es auf jeden Fall ein Job mit überwiegend sitzender Tätigkeit sein. Ja ja, ich Jammerlappen.
Yeah, da ist er. Der perfekte Job für mich. Von zu Hause aus, Gute Deutschkenntnisse. Bisschen Englisch. Telefonieren mit Adressenliste. Verkauf von Schlüssel-Finder-Plaketten (hört sich doch super an) - Was sind Schlüssel-Finder-Plaketten? Egal, ich verkauf einem Eskimo einen Kühlschrank. Jetzt kommt ein Emoji
Ich bin total motiviert, denn ich bekomme direkt die Zusage und einen Tag später einen Vertrag per E-Mail und eine Adressenliste mit hunderten von Namen.
Man, das war ja einfach. Euphorisch benachrichtige ich meinen Mann, meine Mutter in Deutschland und meine Kinder (ebenfalls in Deutschland) - ich habe einen Job. Alle freuen sich mit mir und sind begeistert.
Mama, was sind Schlüssel-Finder-Dinger? Das ist schnell erklärt. Man kauft ein Set (2-3) Schlüsselanhänger für den Betrag X und hängt diese an seinen Haus- oder Autschlüssel oder Schlüsselbund, was auch immer... Die Aufschrift auf dem Anhänger: Wenn du mich findest, wirf mich in den nächsten Post-Kasten. Das Gute daran, die Anhänger haben 5 Jahre Gültigkeit und solange jemand den verlorenen Schlüssel findet und in einen Briefkasten schmeisst, kommt er zu dir zurück. Eigentlich eine tolle Idee und auch gar nicht so teuer...wenn da nicht dieses aber .... wäre.
Ich wähle mit einem Festnetz-Telefon jede einzelne Nummer, hey in der Schweiz sind das immer 10 Zahlen. Die meisten Menschen sind nicht zu Hause (logisch, die müssen ja arbeiten), und die Menschen, die zu Hause sind, sind jenseits der 80-100 - wen interessiert hier noch irgendein verlorener Schlüssel? Na ja, dann ist da noch das Problem der Verständigung. Hey, ich bin seit einer Woche in der Schweiz, ich versteh kaum, was einer sagt, der mir gegenüber steht....
Ich halte ganze 4 Wochen durch, habe tatsächlich einige Plaketten verkauft (wer weiss, wie ich das geschafft habe) und dann haben wir in beiderseitigem Einverständnis den Vertrag gelöst.
Etwas Geld habe ich verdient (und dieses auch nach langem hin und her bekommen) - aber das hat einfach für beide Seiten keinen Sinn gemacht. Da stand mir dann meine hochdeutsche Sprache mehr als einmal im Weg gegenüber dem schönen Sound der Schweizer.
Und am Ende hat sich dann noch rausgestellt, das einige Banken ihren Kunden diese Schlüsselplaketten kostenlos überlassen - als Werbegeschenk
Also weiter im Bewerbungsprozess. Auf zu neuen Ufern...
Es hagelt eine Absage nach der anderen. Was mich dabei aber freut, es antwortet wenigstens jemand. Das bin ich gar nicht gewöhnt. Also weitermachen, nicht aufgeben, es wird schon werden.
Und dann kommt meine erste Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Von einer Bibliothek ganz in unserer Nähe. Teilzeitjob. Mein Traum. Ich bin aufgeregt, habe keine Ahnung, was auf mich zukommt. Habe im Internet gelesen, was gefragt werden könnte, was wichtig ist, ob man nach Geld fragt oder nicht, welche Schwächen man hat, welche Stärken und all das.
In meinen Augen ist es ganz gut gelaufen. Und ich hatte auch tatsächlich eine Chance, aber dann hat sich eine gelernte Kraft ebenfalls beworben und hat den Zuschlag bekommen, na ja, verständlich. Abgehakt und weiter.
Für heute mal wieder genug... bald geht es weiter. Ich würde mich über Kommentare freuen, wie es euch gefällt. Ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.