Zwei Bekannte von mir wollen im Sommer in die Schweiz auswandern, genauer gesagt nach Bern. Es ist schon ziemlich konkret. Nur was mir missfällt, ist die Tatsache, dass ich den Eindruck habe, die beiden gehen sehr naiv an die Sache ran. Beide sind nicht sonderlich sprachbegabt, seine Freundin kann nicht mal einfachste englische Sätze übersetzen (sie hat während ihrer Schulzeit oft Englisch geschwänzt oder einfach nicht zugehört). Bei ihm sieht das schon besser auch, aber das war's auch schon. Jetzt behaupten beide, dass die Menschen in Bern alle gut Hochdeutsch verstehen und es sprachlich keine Probleme geben wird. Dazu viele Deutsche, die dort bereits leben und eben die Schweizer, die angeblich alle gut Hochdeutsch beherrschen und das schon mit beiden im Alltag und auf der Arbeit sprechen werden. Die zwei gehen davon aus, dass man sich schon nach ihnen richten wird und auch schön langsam und verständlich mit ihnen sprechen wird. Als ich diese Behauptungen hörte, dachte ich, mich tritt ein Pferd! Kann man denn wirklich so naiv sein? Vor allem seine Freundin kommt mir so vor, als würde sie denken, die Schweiz sei nur ein kleineres Deutschland mit viel mehr Bergen. Dazu kommt noch der Glaube, sie verdienen dann endlich viel besser und könnten endlich das Leben genießen, weil es laut deren Aussage in Deutschland nur ums Arbeiten gehen würde und sie privat und beruflich stagnieren. Außerdem seien die Schweizer viel langsamer und es würde nicht so ein Zeitdruck herrschen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass beide nicht so recht wissen, was sie da tun! Klar verdient man deutlich mehr, aber das relativiert sich doch komplett, wenn man dann auch in der Schweiz lebt, oder etwas nicht? Ich meine, wenn man vorhat, längere Zeit in der Schweiz zu leben (er hat eine unbefristete Anstellung gefunden), sollte man nicht gewillt sein, sich auch sprachlich weiterzubilden, sprich den dortigen Dialekt zu erlernen? Man kann doch nicht die ganze Zeit nur mit Hochdeutsch verbringen, das wird doch jedem Schweizer auf Dauer zu blöd, oder? Anfangs ist das ja bestimmt noch verzeihlich, aber nach spätestens einem Jahr sollte man sich sprachlich schon versuchen anzupassen? Ich habe das Gefühl, es geht ihnen nur ums Geldverdienen und ein schöneres Leben führen, aber dass man sich auch kulturell anpassen sollte, scheint wohl nicht so wichtig zu sein. Meine Befürchtung ist, dass das Ganze nach hinten losgeht und sie gesellschaftlich durch diese Herangehensweise geschnitten werden. Freunde haben sie in der Schweiz nicht, abgesehen von zwei Leuten, die aus Deutschland kommen, aber in anderen Kantonen leben. Es wird ein komplett neues Leben.
In die Schweiz auswandern, ohne sich auf die Sprache einlassen zu wollen?
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Wenn es nur 2 Bekannte sind, warum machst du dir soviele Gedanken um sie?
Sie werden schon merken, wie das leben in der Schweiz ist und ob sie anecken oder nicht.
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Wenn es nur 2 Bekannte sind, warum machst du dir soviele Gedanken um sie?
Sie werden schon merken, wie das leben in der Schweiz ist und ob sie anecken oder nicht.
Hallo. Weil es nicht nur zwei Bekannte sind, sondern zwei sehr nahe Verwandte.
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Ohje, wenn die wirklich so denken, nur von Klischees geleitet, wird es wirklich vermutlich nicht gut ausgehen. Das sind dann diejenigen, die nach 2 Jahren wieder nach Deutschland zurückgehen und berichten, wie schlimm es in der Schweiz doch ist...
Meine Erfahrung ist auch, dass im Aargau hochdeutsch kein Problem ist. Inzwischen verstehe ich ziemlich viel und bitte es immer zuerst auf Schwytzerdeutsch zu probieren. Wenn ich dann doch freundlich bitte auf hochdeutsch zu wechseln, war das nie ein Problem.
Das die Schweizer langsamer sind, kann ich nicht bestätigen, ganz im Gegenteil. Sie REDEN langsamer, aber sonst geht vieles schneller als in Deutschland!!
Und der Punkt mit dem Einkommen wird mir auch oft vorgehalten "Ah, du arbeitest in der Schweiz, na dann lebst Du ja wie Made im Speck" und dann kommt der Schock, dass ich "nur" Mittelschicht bin, weil die Lebenshaltungskosten dem Einkommen entsprechen.Verweise Deine Verwandten evtl. auf diese Homepage, wobei sie wahrscheinlich nicht gerne lesen....
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Ich stimme deinen Befürchtungen zu. Solche Leute braucht's u.a. deshalb nicht, weil diese ein schlechtes Licht auf die Landsleute werfen und dann leider alle Klischees erfüllen - nicht zielführend für die "Völkerverständigung".
Ein Scheitern im Berufs- und Sozialleben ist mittelfristig auch sehr wahrscheinlich. -
Da bin ich aber beruhigt, dass nicht nur ich das so sehe. Bei denen läuft gerade ein Film, komplett durch die rosarote Brille gesehen, ab. Die Bekannten/Verwandten sind mein Bruder und dessen Frau plus Kind. Erst vor ein paar Monaten hatte er es in Basel versucht. Er arbeitete dort zur Probe, aber es klappte letztendlich nicht. Angeblich hätte er sich dagegen entschieden. Ob das die ganze Wahrheit war, kann ich nicht sagen, weil ich es gewohnt bin, dass mir beide oft nicht die wirklich stattgefundene Geschichte erzählen. Angeblich sei es, laut ihrer Aussage, zu stressig gewesen, es wäre viel zu viel Arbeit angefallen und er hätte sich schließlich dagegen entschieden. Vielleicht wollten sie ihn ja auch nicht, weil er nicht überzeugte, wer weiß ... nur lassen die das oft im Geheimen, weil mein Bruder sich gerne großartiger darstellt, als er tatsächlich ist. Sie kann ihren jetzigen Job in der Schweiz auf gar keinen Fall weitermachen, weil das dort nicht anerkannt wird. Sie will stattdessen in den Verkauf zurückgehen. Wie das mit der Jobsuche in der Schweiz ist, weiß ich nicht, aber bei ihrem Glück würde es mich nicht wundern, wenn für sie irgendwo eine Stelle abfällt. Gestern telefonierte ich mit ihr und ich muss dazu sagen, dass ich bereits in der Vergangenheit selten ihrer Meinung war. Wir stritten uns auch oft, weil sie in vielen Dingen sehr naiv ist und ich sie immer wieder zurechtstutzen wollte. Mittlerweile habe ich das allerdings aufgegeben, weil sie mir zu bestimmend ist. So läuft auch die Beziehung der beiden. Jedenfalls telefonierten wir gestern und da sagte sie mir nochmal in einem begeisterten Tonfall "Die Schweiz ist wie Deutschland!" und "Man muss ja keine neue Sprache lernen!". Ich habe darauf nichts erwidert und mir meinen Teil gedacht. Wenn ich an deren Stelle wäre, würde ich mich gottverdammt nochmal auf den Hintern setzen und schon mal anfangen, mich mit der dortigen Mundart auseinanderzusetzen. Mein Eindruck ist, für beide ist die Schweiz die neue Offenbarung, das Paradies auf Erden. Weg von Deutschland und ein glücklicheres Leben leben, mit viel weniger Druck in der Arbeitswelt. Ich bin wirklich gespannt, wie das Ganze ausgeht und ob sie nicht wirklich in zwei Jahren reumütig und ernüchtert zurückkehren...
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tja..man könnte sich auch enthalten und sich über die Naivität freuen.Wenn sies schaffen..toll.Wenn nicht..auch toll.Aber dann haben Sies versucht..oder? Egal wie..sie sind um mindestens eine Erfahrung reicher...
Manchmal ist man einfach nur neidisch...weil andere den Mumm haben und es " einfach" machen.
Bezüglich Sprache: Den Schweizern hier ist es wichtig..dass Du die Sprache verstehst..nicht jedoch: Das Du Sie sprichst.Es soll sehr strange tönen( klingen) .
Soviel dazu.
Gruss HonigbienePs.Kennst Du die Schweiz..hast Du mal in einen anderem Land gewohnt?
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tja..man könnte sich auch enthalten und sich über die Naivität freuen.Wenn sies schaffen..toll.Wenn nicht..auch toll.Aber dann haben Sies versucht..oder? Egal wie..sie sind um mindestens eine Erfahrung reicher...
Manchmal ist man einfach nur neidisch...weil andere den Mumm haben und es " einfach" machen.
Bezüglich Sprache: Den Schweizern hier ist es wichtig..dass Du die Sprache verstehst..nicht jedoch: Das Du Sie sprichst.Es soll sehr strange tönen( klingen) .
Soviel dazu.
Gruss HonigbienePs.Kennst Du die Schweiz..hast Du mal in einen anderem Land gewohnt?
Die Schweiz kenne ich nicht. Aber ich habe länger in Frankreich und kurz England gewohnt. Familienbedingt hätte ich die Möglichkeit, in Frankreich eine Bleibe zu finden. Österreich ist mir vertrauter als die Schweiz. Schweizer Boden habe ich nie betreten. Das Nahste waren die Grenzübergänge in Konstanz und Rheinfelden.
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tja..man könnte sich auch enthalten und sich über die Naivität freuen.Wenn sies schaffen..toll.Wenn nicht..auch toll.Aber dann haben Sies versucht..oder? Egal wie..sie sind um mindestens eine Erfahrung reicher...
Manchmal ist man einfach nur neidisch...weil andere den Mumm haben und es " einfach" machen.
Bezüglich Sprache: Den Schweizern hier ist es wichtig..dass Du die Sprache verstehst..nicht jedoch: Das Du Sie sprichst.Es soll sehr strange tönen( klingen) .
Soviel dazu.
Gruss HonigbienePs.Kennst Du die Schweiz..hast Du mal in einen anderem Land gewohnt?
Also da stimme ich Dir nicht zu. Wenn Du weißt, dass Deine Verwandten überschnellt, naiv und unvorbereitet handeln, möchtest Du sie doch vor Schaden bewahren, vor allem wenn es sich um den eigenen Bruder handelt. Ich würde meinen zumindest nicht ins offene Messer rennen lassen und danach sagen "Tja, habe ich es doch gewusst. Jetzt bist Du um eine Erfahrung reicher..."
Und ja, man muss hier verstehen und nicht sprechen können, aber wenn man schon mit der Erwartungshaltung hierhin kommt "alle haben gefälligst für mich hochdeutsch zu reden" ist das auch nicht richtig.
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Also da stimme ich Dir nicht zu. Wenn Du weißt, dass Deine Verwandten überschnellt, naiv und unvorbereitet handeln, möchtest Du sie doch vor Schaden bewahren, vor allem wenn es sich um den eigenen Bruder handelt. Ich würde meinen zumindest nicht ins offene Messer rennen lassen und danach sagen "Tja, habe ich es doch gewusst. Jetzt bist Du um eine Erfahrung reicher..."
Und ja, man muss hier verstehen und nicht sprechen können, aber wenn man schon mit der Erwartungshaltung hierhin kommt "alle haben gefälligst für mich hochdeutsch zu reden" ist das auch nicht richtig.Das ist absolut korrekt. Ich mache mir halt schon so meine Gedanken. Ich habe den Eindruck, selbst ich weiß mehr über das sich Integrieren, wenn man auswandert, obwohl ich nie in die Schweiz wollte und das auch nicht vorhabe. Beide denken sich das zu einfach. Vor ein paar Monaten hieß es noch von ihm, nachdem das mit Basel scheiterte, er wäre jetzt doch froh, in Deutschland zu sein, weil die Schweizer fremdenfeindlich seien, nur ans Arbeiten denken würden und sie einen als deutschen Ausländer verarschen würden, wo es nur geht. Und jetzt auf einmal sollen diese Gedanken und Aussagen wieder hinfällig sein? Alles, was er zuvor über die Schweizer meinte, fällt jetzt wieder auf die Deutschen zurück, nachdem er anfangs dieselbe Meinung hatte. Ich habe das starke Gefühl, er wisse selbst nicht so ganz, was er eigentlich will und so wechselt er seine Meinung wöchentlich oder monatlich. Erst ist alles supertoll, dann wieder superschlecht und am Ende doch wieder supertoll. Ich kann mir das psychologisch nicht erklären.
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Hallo Moonchild
Ist schon lustig aber gerade am WE habe ich 2 Schweizern von mancher Naivität Deutscher Möchtegern-Auswanderer erzählt, die sich teilweise hier im Forum aber auch anderweitig "tummeln". Ich persönlich vertrete auch die Meinung wie @honigbiene111, einfach machen lassen und dann wird man sehen wohin sie damit kommen. Im dümmsten Fall ziehen sie nach 1-2 Jahren wieder frustriert nach Deutschland zurück. Auf der anderen Seite muss ich allerdings sagen, dass solch Leute dem Einwandererbild der Deutschen hier in der Schweiz (sehr) schaden!!! Logischerweise sind viele Schweizer nicht gerade begeistert von der hohen Zuwanderungswelle der letzten Jahrzehnte, vor allem aus Deutschland. Nicht unbedingt weil wir kulturell oder sprachlich nicht zu ihnen passen, sondern eher weil wir sie am Arbeitsmarkt bedrängen (teilweise höhere berufliche Qualifikation und anderes Lohnniveau D-CH) und sie sich der Sprache wegen oftmals unterlegen fühlen. Im Endeffekt ist sowohl das Hochdeutsch als auch das Schwitzerdeutsch ein Teil der alemannischen Sprache, welche im Hochdeutsch seine Perfektion findet. Somit sind wir sprachlich immer ein wenig schneller und ausdrucksstarker als der Schweizer, denn für sie ist das Hochdeutsch eine Fremdsprache wie für uns das Englisch oder Russisch. Das missfällt vielen Schweizern...manchmal zu recht.
Weiterhin muss man auch die Tragweite solcher Vorhaben im grösseren Kontext sehen. Durch diese falsch geschaffenen Anreize, ziehen ja nicht nur Deutsche sondern auch viele andere Menschen in die Schweiz. Teilweise für nur eine kurze Zeit. In dieser Zeit helfen sie nicht nur, die heimischen Löhne zu drücken (Ausländer verdienen meist weniger als Einheimische oder hier lebende Ausländer) sondern dies wirkt sich auch auf die Infrastruktur (Stau's, Verkehr und Wohnsituation) negativ aus. Und das dann Parteien wie die SVP noch stärkere Einwanderungsregeln für EU Bürger fordert und dies zu Abstimmung bringen will, kann jedem dann nur recht sein, wenn er hier lebt!Ich selber habe mich mit solchen Personen VOR unserer Auswanderung auch unterhalten. Leute die nur der Kohle hierher kamen und wenig Wert auf Schweizer Kultur und Menschen oder eine ordentliche Integration gelegt haben. Zum Glück haben wir uns selber Gedanken über eine Auswanderung nach unseren Masssstäben gemacht und vorher abgesteckt, was gehört denn dazu in einem anderen Land zu leben! Und heute, 2 Jahre nach Wegzug aus Deutschland, wurde uns von (fast) allen Seiten bestätigt, "Ihr habt es richtig gemacht!". Nur so, meiner Meinung nach, kann man auf lange Sicht in der Schweiz aber auch in jedem anderen Land glücklich werden.
TIPP: Wenn Du noch die Möglichkeit haben solltest, dann verweise doch deine beiden Freunde auf diese Webseite. Besser kann man sich über die Schweiz und was zu einer Auswanderung gehört nicht informieren.
VG Robert