Moin moin,
viele Grüße aus dem Norden Deutschlands.
Ich habe eine Reihe von Fragen und hoffe auf aufklärende Antworten.
Kurz zu mir: Ich, männlich, bin 39 Jahre alt und habe mehrere überhaupt nicht aufeinander aufbauende Berufsabschlüsse. Nach meiner langjährigen Dienstzeit als Soldat entschloss ich mich dazu eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger zu machen, welche ich 2016 mit dem Examen abschloss. Seit dieser Zeit bin ich im öffentlichen Dienst im Maßregelvollzug §64 (Psychatrisches, forensisches Fachkrankenhaus für Suchtkranke) angestellt, hier arbeite ich im Pflege- und Erziehungsdienst der Forensik.
Mein ältester Sohn,16 Jahre alt, ist schwerstbehindert und voll pflegebedürftig, dazu kommen noch zwei gesunde Kinder und eine Ehefrau.
Als Alleinverdiener stehe ich, zumindest mit deutschem Gehalt, ziemlich sparsam da. Seit einiger Zeit beschäftigt mich nun die Idee in der Schweiz zu arbeiten.
Nun mein Plan: Ich würde ohne meine Familie in die Schweiz zum arbeiten gehen wollen, im Idealfall grenznah irgendwo zwischen Schaffhausen und Basel. Ich würde im kleinen Wohnwagen leben und bin jetzt nicht sicher wie es am Besten funktioniert. Meine Tante wohnt in Zürich und ich würde meinen Zweitwohnsitz da anmelden um eine Anschrift zu haben oder bei meinem Onkel auf deutscher Seite an der Grenze (auch wenn da die Steuer doppelt zuschlägt). In meiner Idealvorstellung würde ich 20 Tage durcharbeiten und den Freiblock nach Hause zur Familie fahren. Wie verhält es sich in den beiden Fällen mit Krankenversicherung, Steuern und Rente (wird die Zeit angerechnet, muss ich selbst einzahlen und und und).
Wenig romantisch das Ganze aber ich verspreche mir mehr Qualität, jetzt im meist Spätdienst sehe ich meine Kinder nur ein paar Minuten jeden Tag. Meine Familie mitnehmen will ich nicht da das ganze soziale Konstrukt hart erarbeitet ist. Ich selbst bin physisch sowie psychisch hart belastbar und arbeite sehr gern und bin sehr lernfähig.
Ist es überhaupt möglich so zu arbeiten wie ich mir dies vorstelle, sind die Arbeitgeber so flexibel das man dies so aushandeln kann?
Ich bin über jede Antwort dankbar. Einsatzort im Krankenhaus natürlich erstmal zweitrangig, gerne auch auf der inneren Station, würde mich mit der Zeit natürlich gerne weiterqualifizieren. Die Berufsanerkennung würde ich im Vorfeld beim Schweizer Roten Kreuz machen.
Viele Grüße, Jens
Krankenpfleger in der Schweiz mit komplexen Fragen
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Zitat
Ich würde im kleinen Wohnwagen leben und bin jetzt nicht sicher wie es am Besten funktioniert. Meine Tante wohnt in Zürich und ich würde meinen Zweitwohnsitz da anmelden um eine Anschrift zu haben
Offizieller Wohnsitz in Zürich wäre schon mal nicht so doof, da sind die Quellensteuern recht niedrig - auch wenn diese Konstellation (nicht da wohnen wo angemeldet, sondern woanders im Wohnwagen) dann wohl schon eher im Graubereich ist.
Hinter die Geschichte mit dem Wohnwagen mache ich mal ein Fragezeichen. Du brauchst ja einen Stellplatz mit Infrastruktur und den wirst du nicht gratis bekommen. Selbst wenn du irgendeinen Bauer findest, der dir einen Platz anbietet, so wird das etwas kosten. Und wie ist's im Winter? Ohne dass dich Gas- oder Stromkosten auffressen? Evtl. wäre eine kleine Wohnung oder gar Wohngemeinschaft kaum teurer. Aber da musst du halt schauen.Ansonsten gilt es, die deutschen Steuerbehörden davon zu überzeugen, dass du tatsächlich deinen Lebensmittelpunkt in der Schweiz hast - obwohl die gesamte restliche Familie in Deutschland bleibt. Hier gibt's einen Thread, wo es auch um so ein Thema geht: https://www.auswandern-schweiz.net/forum/index.ph…in-Deutschland/
ZitatWie verhält es sich in den beiden Fällen mit Krankenversicherung, Steuern und Rente (wird die Zeit angerechnet, muss ich selbst einzahlen und und und).
Wenn du in der Schweiz wohnst, kannst du dich nur in der Schweiz krankenversichern. Die Prämien trägst du komplett selber, ebenso die Eigenanteile (Franchise, Selbstbehalt). Da müsstest du dann schauen, wie sich deine "Restfamilie" in Deutschland versichert (Familienversicherung dann über die Frau). Steuern werden in entsprechender (voller) als Quellensteuer abgezogen (Rechner siehe https://www.comparis.ch/steuern/quellensteuerrechner/default). Während deiner Zeit in der Schweiz erwirbst du Rentenansprüche in der Schweiz (ebenso in der Pensionskasse), welche dir in der Regel direkt im Alter "aus der Schweiz" ausgezahlt werden. Falls du die Schweiz verlässt, kannst du eventuell die eingezahlten Gelder der Pensionskasse auszahlen oder in eine deutsche private Rentenversicherung umschichten lassen (ich bin nicht sicher, ob das noch geht).
Wird alles vom Arbeitgeber abgezogen (eben ausser Krankenversicherung).In Deutschland wohnen: Grenzgänger. Die Steuer schlägt aber nicht doppelt zu. Du zahlst aber deutsche Einkommenssteuer, was natürlich recht "teuer" ist. Die in der Schweiz erhobene Quellensteuer für Grenzgänger wird von deiner Einkommenssteuer wieder abgezogen, also zahlst du unterm Strich nicht doppelt.
Du könntest dann entscheiden, ob du dich in der Schweiz krankenversicherst oder in Deutschland (PKV oder GKV). Selbst bei GKV in Deutschland müsstest du aber alle Beiträge selber zahlen, gemessen am Gehalt. Damit wärst fast automatisch beim Höchstsatz von rund 700 € im Monat. Allerdings würde durch sowas vermutlich die Familienversicherung intakt bleiben (falls das ein Thema ist).
Und steuerlich hättest du auch kein Stress, weil du nach wie vor in Deutschland steuerpflichtig wärst.
Ist halt die Frage, ob du ein entsprechend hohes Einkommen erzielen kannst, so dass unterm Strich trotz höherer Steuern, Fahrtkosten und Krankenversicherungskosten mehr übrig bleibt.ZitatIst es überhaupt möglich so zu arbeiten wie ich mir dies vorstelle, sind die Arbeitgeber so flexibel das man dies so aushandeln kann?
Das hängt vom Arbeitgeber ab. Vom Wohnwagen würde ich nichts erzählen
Ob man nach Schweizer Recht (oder GAV in bestimmten Brachen) tatsächlich 20 Tage hintereinander ohne Ruhtag arbeiten darf weiss ich nicht. -
Vielen lieben Dank. Nein das mit dem Wohnwagen soll natürlich mein ,,kleines Geheimnis`` sein und auch nicht unbedingt die Endlösung aber für den Anfang bin ich so flexibel genug.
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Es wurde schon einiges zu den Grundthemen gesagt.Nun möchte ich noch etwas zu sozialen -gefühlsebene sagen..
mich gruselt es gerade...einerseits kann ich Dich verstehen...andererseits ist Deine Frau auf eine Art alleinerziehend mit 2 Kindern.Wohnt Dein schwerbehindertes Kind bei Euch?
Dann hätte sie niemanden als Ansprechpartner...denn Du bist ja 1000 km weg.Wie sehen es Deine Kinder..wenn Du nur 1/3 des Monats da bist?
20 Tage arbeiten in der Schweiz?Wir haben hier eine 42 Std Woche und Du kannst sicherlich nicht komplett durcharbeiten.Und ....Unterschätze das pendeln nicht...
Ich wünsche Euch beiden eine gute Entscheidung welche auf gegenseitigen Respekt basiert .
Beste Grüsse
Honigbiene -
Hallo honigbiene, ich verstehe gut was du meinst, um es zu verdeutlichen, natürlich wohnt er bei uns und das soll so bleiben, deshalb möchte ich wiederum Jemand für seine Pflege einstellen. Das klingt komisch rechnet sich aber durchaus. Meine Abwesenheit ist sicherlich nicht unerheblich aber die Zeit die ich für meine Familie habe hat, so meine Hoffnung, eine bessere Qualität. Jetzt sehe ich meine Kinder teilweise nur früh ein paar Minuten. Die Belastung durch das Pendeln ist für mich nicht von Belang, wie gesagt, ich war viele Jahre Soldat und musste öfters bis Oberbayern pendeln und war auch sehr viel und lange von Zuhause weg.
Ich danke Dir für Deine Antwort, wie ich schon gelesen habe bringst Du viel Erfahrung mit.