Hoi Zäme!
Nun wird es doch einmal Zeit, mich hier zu melden. Schliesslich wohne ich schon einige Monate hier… Umzug und erste Zeit des Einlebens sind nun vorbei – und langsam kommt Ruhe in unseren Alltag.
Der Text ist ein wenig länger geworden… kleine Vorwarnung vorweg.
Ich habe durch die Berichte im Forum und durch Maik seine ausführlichen Infos einige mühseligen Recherchen sparen können. Vielen herzlichen Dank dafür.
Im Juli letzten Jahres bin ich -mit meiner 16jährigen Tochter- endgültig von Berlin in die Schweiz gezogen. In den Kanton Schwyz, nach Goldau.
Mein Freund ist Schweizer, dies machte es mir um einiges leichter. Die Wohnungssuche und -Besichtigungen machten wir grösstenteils gemeinsam. Er zog schon zwei Monate früher in unsere Wahlwohung ein -so musste ich mich um Strom, TV etc. gar nicht kümmern.
Die Jobsuche startete ich im Januar mit der Akkreditierung (Anerkennung) meines Berufes "medizinische Fachangestellte", hier heisst es "MPA". Als ich die Akkreditierung in der Hand hielt (es hat ca. 4 Wochen gedauert), habe ich mit den Bewerbungen losgelegt. Plan war, zum 01.08. einen Job zu haben. Ich hatte insgesamt 5 Vorstellungsgespräche, war 3x «schnuppern» (=Probearbeiten) und habe Glück gehabt… mit dem letzten Urlaubstag (die ich insgesamt für die Vorstellungsgespräche u. Umzug aufgebraucht hatte) hatte ich einen Vertrag in der Tasche. Und das sogar noch mit dem kürzesten Arbeitsweg, den ich je hatte. Nur ca. 10 Autominuten. In Berlin waren es 45 Automin.
Meine Möbel und alle Umzugskartons habe ich mit meinem Freund mit Miet-LKWs im Juni gezügelt. Die 70 Kartons beschriftet und ordentlich aufgelistet (leichtes und schweres gemischt) und einige wenige Möbel. Mit der Liste im Gepäck sowie dem Miet- und Arbeitsvertrag ging es am Zoll problemlos. Sie haben sogar schon mein Auto und die Meerschweinchen mit verzollt, die ich als «späteres Umzugsgut» schon mit aufgeführt hatte. Für die Meerschweinchen haben DREI Zollbeamte in den Zollbestimmungen gesucht, ob sie geimpft sein müssen bei der Einreise. Letzendlich haben sie mir geglaubt, dass es bei den «Kleintieren» nicht nötig ist, ich hatte die Bestimmungen gut durchforscht.
Ende Juli sind wir dann in meinem kleinen Toyota Aygo endgültig gezügelt. Zwei Koffer, tausend Kleinigkeiten und die zwei Meerschweinchen an Bord.
Am 01.August (bzw. am 2.) habe ich den neuen Job begonnen – in einer Hausarztpraxis - und es gefällt mir sehr gut dort. Trotzdem ich schon seit 10 Jahren oft in die Schweiz gereist bin, habe ich doch fast nie telefoniert. Das war meine grösste Hürde anfangs. Die Schweizer am Telefon zu verstehen. Wie oft musste ich nachfragen! Wenn jemand persönlich mit mir spricht ist das doch etwas anderes. Wobei – es kamen so viele verschiedenen Dialekte auf mich zu, dass ich auch oft nachfragen musste. Es waren aber alle sehr lieb und geduldig – mussten z.Tl. auch bei mir nochmal nachfragen (wenn ich zu schnell geredet habe). Langsam und deutlich reden galt also auch für mich. Manche -gerade ältere- Schweizer haben sich bei mir entschuldigt, dass ihr Hochdeutsch so schlecht sei. Aber das habe ich immer gleich geklärt, dass ICH ja in IHREM Land lebe und sie bitte mit mir Schweizerdeutsch sprechen. So bin ich gut gefahren und frage inzwischen nur noch sehr selten nach.
Anfangs haben wir «kantonal bedingt» nur eine L-Bewilligung für ein halbes Jahrbekommen. Wegen der Probezeit von drei Monaten. Nach bestehen derselbigen haben wir nun die B-Bewilligung bekommen. Ich weiss von meinem Freund, dass Kollegen von ihm -er arbeitet im Kanton Zürich- gleich eine B-Bewilligung bekommen haben. Das scheint von Kanton zu Kanton unterschiedlich zu sein.
Meine Tochter hat sich auch sehr gut eingelebt, hat schnell Freundschaften geschlossen. In Deutschland hat sie ihr MSA abgeschlossen und macht gerade ein Brückenjahr in Pfäffikon. Dort coachen die Lehrer die Schüler sehr gut auf die Suche nach einer Lehrstelle. Das Brückenjahr beinhaltet ein einjähriges Praktikum (3 Tage die Woche) und parallel Schule (2 Tage die Woche). Sie war von Anfang an motiviert, hat ihre Praktikumsstelle eigenständig gesucht und auch schon einen Lehrvertrag als «Assistentin für Medizin und Soziales» unterschrieben.
Ich habe bisher stets freundliche und hilfsbereite Erfahrungen machen dürfen. Es gab keine genervten Blicke oder Ablehnung, von wegen "eine Deutsche" -nirgendwo.
Doch… eines fällt mir ein: Ich wollte ein Bankkonto einrichten. Habe bei der Raiffeisenbank vorgesprochen und geklärt, ob ich bei Ihnen ein Konto eröffnen könne. Auch mit einer L-Bewilligung. (Das hatte mir der Mitarbeiter beim Amt beim Antrag schon gesagt, dass es wahrscheinlich erst einmal nur eine L-Bewilligung geben wird). Ja – natürlich geht das. Sie machten von allen notwendigen Dingen Kopien, zum vorab vorbereiten. Als ich den Ausländerausweis hatte, war die Antwort: Wir können das Konto erst mit einer B-Bewilligung eröffnen. Das sei zuviel Arbeit, ständig Kontos zu eröffnen und dann sind die Leute wieder schnell weg. Auch die vorherigen Gespräche in der Bank waren egal. Ich liess extra nochmal beim Chef nachfragen. Nein – es gibt diese Anweisung. Kein Konto mit L-Bewilligung!
Ich ging dann zur Kantonalbank – dort war es kein Problem, ein Konto zu eröffnen!
Mein Freund schrieb noch eine Beschwerdemail und erhielt als Antwort, dass es ein versehen war und ich selbstverständlich hinkommen könne, zur Kontoeröffnung. Da sicherlich nicht mehr!
Das Umschreiben von Auto und Führerschein liegt noch vor mir. Das kommt im Frühjahr dran.
Leider habe ich das Forumstreffen verpasst – gerade Luzern mag ich sehr. Aber es wird bestimmt noch einmal eines geben.
Wir fühlen uns hier sehr wohl und ich liebe das Panorama des kleinen und grossen Mythen am Morgen auf dem Weg zur Arbeit.
Das war meine kleine Vorstellungsrunde und Erste-Monate-Erfahrungs-Bericht.