Auswandern in die Schweiz. Angst vor dem Schulsystem

  • Hallo zusammen,


    bevor ich loslege mit dem Tippen, möchte ich uns erst einmal vorstellen.


    Ich heiße Stefan und bin 30 Jahre alt.
    Meine Frau Nicole ist 26 Jahre alt.
    Mein großer wird im Dezember 6 Jahre alt und mein kleiner wird im August 4 Jahre alt.
    Zu uns gehört noch ein kleiner Mischlingshund mit 5 Jahren.


    Wir wohnen in Weil am Rhein, also im schönen Dreiländereck.


    Wir sind beide Grenzgänger (anders ist es nicht mehr möglich als Junge Familie hier an der Grenze zu leben).
    Hier wird alles nur noch teurer und leider tut der Deutsche Staat nichts spürbares dafür, dass dies besser wird.
    Angefangen von dem immensen Steuern bis hin zu den Mietkosten.


    Für eine 4 Zimmer Wohnung muss man hier mittlerweile locker 1.500 EUR bezahlen (18.000 EUR jährlich). Da beide Grenzgänger sind kommen noch gut und gerne jährlich 16.000 EUR Steuern dazu. Das macht NUR zum wohnen und für Steuern, jährlich 34.000 EUR. "Nein, ich übertreibe nicht"
    Und wenn ich mich hier an der Grenze umschaue (auf der Schweizer Seite) bekommt man mittlerweile eine 4 Zimmer Wohnung bereits für 2.000 - 2.500 CHF.
    (das wären jährlich 24.000 - 30.000 CHF) hinzu käme die Steuer von etwa 8.000 CHF (wobei die ersten fünf Jahre es weniger wären) Das macht jährlich etwa 32.000 - 38.000 CHF - mit einem aktuellen Wechselkurs von 0,85 wären as 27.000 - 32.000 EUR. Alleine bei diesen Zwei Punkten wären wir schon besser dran. Hinzu käme, wir wären nicht Wechselkurs abhängig.


    (Egal was alle jetzt wieder sagen, "es macht ja sonst keiner") Grenznah in der Schweiz wohnen und in Deutschland einkaufen. Da können wir dann auch noch sparen.
    Alles zusammen, wären wir finanziell etwas besser dran in der Schweiz. Nicht die Welt aber immerhin etwas.


    Natürlich sind das nicht die einzigsten Gründe wieso wir hier auswandern wollen. Aber mitunter doch große Argumente.


    So, Geld ist nicht alles.


    Unser größtes Problem bzw. unsere größte Angst ist das Schweizer Schulsystem.
    Wir kennen leider keinen Auswanderer mit Kindern, die wir fragen können.


    Was wir bisher herausgefunden haben, (ob das stimmt, wissen wir allerdings nicht):
    Das Schweizer Schulsystem wäre schwieriger und Freizeitraubender als das Deutsche Schulsystem.
    z.B. in der Schweiz können nur die besten der besten auf das Gymnasium, was in Deutschland nicht so ist.
    Somit hat man mit deutschem Schulabschluss eher die Chance einen sicheren und gut bezahlten Job in der Zukunft zu finden.


    Angeblich ist das Schweizer Schulsystem bei Abschlussprüfungen so anspruchsvoll, dass es ziemlich an den Nerven der Kinder zehrt.


    Ob das gut oder schlecht ist, sei einmal dahingestellt.


    Ist jemand von euch in ähnlicher Konstellation bereits ausgewandert und kann uns etwas über das Auswandern mit Kindern und das Schweizer Schulsystem erzählen?


    Wie gesagt, dass ist der Grund wieso wir noch nicht ausgewandert sind.


    Vielen Dank im voraus


    Stefan :CH:

  • Halo Stefan


    Ich kann dir etwas zum Schweizer Schulsystem sagen:


    1. Was das Gymnasium angeht: Ein sicherer und gut bezahlter Job hängt nicht allein daran, ob man Matura hat oder nicht. Ja es gehen weniger aufs Gymnasium als in Deutschland (so mein Eindruck). Allerdings ist das System in der Schweiz sehr durchlässig. Es gibt viele, die ihre Matura auf andere Weise nachholen (z.b. während der Lehre). Es gibt auch Studiengänge, da gibt es spezielle Zulassungen ohne Matura. Ich weiss nicht, wie das in Deutschland ist. Hier habe ich es so erlebt, dass es recht "einfach" ist nur mit einem Lehrabschluss zu studieren (Also einfach im Sinne von durchlässig, dass man dafür etwas tun und lernen muss, versteht sich von selbst). Es gibt berufsbegleitende Abschlüsse mit denen man sich für einen Studiengang an einer Hochschule oder Fachhochschule qualifizieren kann.


    2. Was die Freizeit angeht. Schweizer Schule sind ganztags Schulen, d.h. nachmittags findet Unterricht statt. Das ist dann aber allerdings kantonal etwas unterschiedlich wie viele Lektionen. Hier in Kanton ZH ist es so, dass im Kindergarten morgens von 8.35- 12Uhr Unterrichtszeit ist und 2 Nachmittage pro Woche von 13.35- 15.20 Uhr (Uhrzeiten können von Gemeinde zu Gemeinde etwas variieren). In der 1. Klasse gibt dann 2 freie Nachmittag pro Woche. Später nur noch einen. Der freie Nachmittag ist eigentlich immer der Mittwochnachmittag.


    Dass die Abschlussprüfungen zu anspruchsvoll wären, kann ich so nicht nachvollziehen. Die fallen ja nicht vom Himmel, die Schule bereitet darauf vor. Und welche genau meinst du? Maturaprüfungen? zu den Maturaprüfungen kann ich nur soviel sagen, dass ich im Vergleich zu deutschen Freunden in viel mehr Fächern geprüft wurde (Aber das ist auch schon 16 Jahre her, kann also sein, dass sich da was geändert hat).


    Achja und es herrscht Schulpflicht ab Kindergarten. In den Kindergarten gehen die Kinder ab ca. 4 (je nach Stichtag, diese sind kantonal unterschiedlich). Und der Eintritt in den Kindergarten ist auch sozusagen das Einschulungsdatum des Kindes. Im Kanton Zürich sind 2 Jahre Kindergarten obligatorisch. (Ich denke auch in den meisten anderen Kantonen).


    Was ich bei euch als Vorteil ansehe ist, dass euere Kinder noch klein sind. Sie würden das Schweizer System von Anfang mitmachen. Einen Wechsel in einer höheren Schulstufe stelle ich mir je nachdem schwieriger vor.


    Hier findest du noch weiter Informationen
    https://bildungssystem.educa.ch/de/primarstufe-30


    viele Grüsse


    Monika

  • Die Kosten für die Bespassung ggf nach der Schule sind auch teuer.Kindergarten...Beaufsichtigung ect.Das sagt meine Freundin mit 3 Kindern und ca 2 mal 80 Prozentstellen...mit recht hohen Salär.
    Beste Grüsse
    Honigbiene

  • Guten Morgen.
    Bei mir ist es auch so weit. Ich habe eine Stelle in Aarau. Gut bezahlt - aber ich bin alleinerziehend, also unterm Strich bleibt nicht viel über.
    Meine beide Mädchen gehen z.z. aufs Gymnasium in Paderborn. Die Große ist jetzt 7. Klasse - die kleine 6. Klasse.
    Die 8., bzw. 7. Klasse steht an - und ich habe Probleme mit der Entscheidung: deutsche Schule (in Grenzbereich) oder Schweizer Schule (und dann wo? Aarau? Zürich?). Noch haben wir nicht entschieden wo wir wohnen werden. Und langsam wird es knapp.
    Ich habe mir Gedanken darüber gemacht ob private Schulen in frage kommen - bis ich die Gebühren gesehen habe.
    Dazu muss ich sagen dass die Große sehr autark und ehrgeizig ist - und 1.er Schülerin. Die Kleine - hochbegabt, jedoch mit einer ausgeprägte Rechtsschreibschwäche.
    Und was jetzt?


    Alternative: ich arbeite als Wochenaufenthalter 3-4 Tage/Woche in Aarau - die Kinder bleiben in Paderborn (meine Mutter hilft sehr viel). Ist aber keine dauerhafte Lösung. Andererseits - wenn die Schule in der Schweiz in Ganztagesbetrieb läuft - sieht man eh nicht viel von den Kindern mo-fr. Ich habe echt Magenschmerzen - egal wie ich es entscheide, ich kann entweder das Risiko nicht einschätzen, oder ich habe einen schlechten Gewissen.
    Hat jemand schon mal seine Kinder probeweise in einer Schweizer Schule (für 1 Woche vielleicht) gehen lassen? Hat jemand Erfahrungen damit?

  • Hey
    Ja das schulsystem in der schweiz....
    Man mag es oder auch nicht...egal..
    Wie schon erwähnt is es ein ganztagsberieb. zum mittag gehen die Kinder nach hause zum essen..also kein schulessen oder Betreuung...sie gehen nach hause..sollte man unbedingt in Betracht ziehen wenn man arbeiten muss.
    Ich hatte auch vor der entscheidung gestanden damals nehmen wir den sohn mit oder nicht.
    Ok er sollte damals gerade aufs gym kommen..habe mit einigen rectoren in der schweiz telefoniert und sie gefragt wie es sich verhält..
    Sie meinten schon das der stoff anders ist und was wichtig ist ..die kinder hier müssen sich entscheiden in den fremdsprachen zwischen italienisch oder französich...da er keines von beiden hatte meinten die meisten das es schwierig sei hier einzusteigen in eine sprache die man nicht kennt...da wir ins neue Schuljahr wechseln wollten..wäre das nur in den 8 wochen ferien möglich gewesen eine sprache zu lernen.... mir wurde nicht empfohlen das zu tun da der stress für das kind enorm sei da in der höheren klasse eh der lehrstoff variiert.
    Da ich zu weit entfernt von der grenze wohnen würde , war deutschland grenznah keine option.
    So bin ich geblieben und hab ihn fertigmachen lassen. Mein mann ist dann aber schon gegangen.
    Wenn ich heute nochmal entscheiden könnte würde ich gleich grenznah ziehen und mein kind auf eine deutsche schule schicken.
    Finde das schulsystem besser.

  • Hallo Heidelinde


    Vielen Dank für deine umfangreiche Darstellung und wie ihr das damals gelöst habt.


    Kannst du vielleicht noch kurz beschreiben, wo du die Unterschiede zwischen den beiden Schulsystemen konkret siehst? Was findest du besser geregelt in der CH und was in D?


    Das Schulthema hat bei uns noch etwas über ein Jahr Zeit - daher hilft es uns sehr, wenn wir mehrere Pro´s und Contra´s gegenüberstellen können:)!


    Ganz liebe Grüße


    Christina

  • Hallo Tina 123
    Sorry fürs späte melden ..war in den Ferien
    Ist schon ziemlich viele Jahre her...
    Wie schon geschrieben bin ich geblieben in Deutschland und habe gewartet das mein sohn fertig war.
    Hier bekomme ich nur mit was meine freundin ..auch aus Deutschland über das schulsystem meint. Ihre beiden buben gehen hier in die Schule.
    Meine freundin meint das alles eher so ein weichlicher unterricht ist...hauptsache wir haben uns alle lieb..
    Eben viel dieses spür mich ...fühl mich..
    Wirst du noch kennenlernen...haben eben auch viel erwachsene noch....
    Die grundschule ist mehr so ein bischen von hier ein wenig von da...
    Die wissenschaftlichen fächer fangen hier erst in den höheren klassen an ..wie bio physik chemie...
    Es gibt schon früh das fremdsprachen begonnen werden ..finde ich toll..grad die kleinen gofen lernen das schneller...
    Was ich hier so erlebe bei unseren praktikanten muss ich sagen ...viel Allgemeinbildung haben die nich..
    Man muss ihnen oft noch das leben erklären..werden nicht zum selberdenken gross erzogen..
    Aber wie gesagt das ist meine Meinung...andere haben sicher auch..das als sehr positiv empfunden...
    Was man eben für seine kinder möchte.
    Hier hast du auch je nach ort auch einen sehr hohen ausländeranteil in den klassen...also auch nix anderes wie in deutschland...
    Hoffe ihr bekommt noch einigen input ...
    Viele liebe Grüssen Heidi