DBA Einkommensteuer, Vermögensteuer AUT|CH

  • Hallo Leute,


    Bin relativ neu hier, lese schon seit einiger Zeit mit und habe mein Anliegen nicht gefunden. Falls es existiert dann löscht meinen Beitrag einfach :smiling_face:
    Ich habe vor in die Schweiz zu ziehen und dort zu arbeiten. Zuhause in Österreich, bleibt meine Freundin


    Unser Miete-Haus (wird nächstes Jahr zum Kauf freigegeben) ist auf meine Freundin geschrieben. Ich bin quasi nur Untermieter. Gemeldet bin ich dort natürlich noch. Sollte es zu einem Umzug kommen, hat mir ein Freund empfohlen all meine Mitgliedschaften bei diversen Vereinen und Organisationen in Österreich stillzulegen sowie meinen Wohnsitz nurmehr in der Schweiz zu melden. Grund ist: Ich müsste ansonsten meinen höheren Lohn der Schweiz ebenfalls in AUT doppelbesteuern (DBA). Jedoch finde ich im Netz und auch hier im Forum nicht wirklich diese Meinung. Reicht es nicht meinen Wohnsitz in Österreich als Nebenwohnsitz zu melden? Muss ich mich wirklich komplett abmelden?


    Falls ich alles in AUT abmelde, in der Schweiz arbeite und wohne, ich in keiner vertraglichen Beziehung stehe - Könnte man doch meinen mein Lebensmittelpunkt ist danach in der Schweiz. Richtig?


    Ich freue mich auf klärende Antworten :smiling_face:
    LG René


    edit: Ach ja, natürlich werde ich an vielen Wochenenden zwischen der Schweiz (sehr westlich) und Österreich (östlich) pendeln. Unter der Woche (So Abend bis Do/Fr) bin ich in der Schweiz in meiner Wohnung.

  • Hallo ReneM86,


    das mit dem Lebensmittelpunkt hast du schon richtig erfasst. Was dabei Haupt- und Nebenwohnsitz ist, ist erstmal (unter anderen Blickwinkeln natürlich schon) für deine Frage von nachrangiger Bedeutung (da du ja bspw. auch uU in deinem gemeldeten Nebenwohnsitz die meiste Zeit verbringst.
    Das ist natürlich alles sehr uneindeutig und umso weniger "offensichtlich" es ist, umso schwieriger ist es niederzulegen wo dein echter Lebensmittelpunkt ist. Deswegen ist es ratsam so wenig Spielraum wie möglich zu lassen.
    Sofern deine Freundin + alle deine Vereine und dein Nebenwohnsitz in der Schweiz sind, könnte das Finanzamt schnell schlussfolgern, dass da dein eigentlicher Lebensmittelpunkt ist (>= 6 Monate des Jahres.


    Hoffe das hilft.
    Schöne Grüße

  • Danke für die rasche Antwort.
    Ich denke ich werde auch den Nebenwohnsitz komplett aufgeben. Ich sehe aktuell keinen Vorteil wenn ich auch in AUT gemeldet bin, ich verbringe ja tatsächlich mehr als 80% in CH. Wie es dann wird, wenn das Haus zum kaufen wird, ist sicherlich eine andere Geschichte (Grundbucheintrag) etc. Aber auch hier: Es ist ja durchaus möglich Immobilien als "Ausländer" zu erwerben. In meinem Fall dann sicherlich etwas schwerer, da ich für Ö kein "Ausländer" bin :smiling_face:


    Im ersten Jahr werde ich jedoch der Doppelsteuer zur Last fallen, so denke ich. Der angestrebte Wechsel wird irgendwo im August/September sein, somit war/bin ich auch mehr als die obligatorischen 182 Tage in AUT. Oder gibt es hier Sonderregelungen?

  • Ich sehe aktuell keinen Vorteil wenn ich auch in AUT gemeldet bin, ich verbringe ja tatsächlich mehr als 80% in CH.

    Sieh einfach vorher zu, dass du die wichtigsten Verträge abgeschlossen hast: Handyvertrag, Bankkonto und was weiss. Teilweise ist es später ohne Wohnsitz kompliziert. Sonst machst du es über die Freundin. Bei mir muss teilweise die Mutter herhalten :winking_face:

    Danke für die rasche Antwort.Wie es dann wird, wenn das Haus zum kaufen wird, ist sicherlich eine andere Geschichte (Grundbucheintrag) etc. Aber auch hier: Es ist ja durchaus möglich Immobilien als "Ausländer" zu erwerben. In meinem Fall dann sicherlich etwas schwerer, da ich für Ö kein "Ausländer" bin :smiling_face:

    Das Problem ist das "Wechselrecht". Das macht einem in Europa die Hölle auf Erden, wenn du in unterschiedlichen Währungen "lebst" und "verdienst". Aktuell gilt das nur innert der EU, aber wenn Du bspw. in Polen lebst und verdienst, kannst Du in keinem Euro-EU Land eine Immobilie finanzieren, weil Du zu jeder Zeit die Hypothek (samt Kursgewinnen/Verlusten) wechseln könntest. Die Schweiz spielt da noch nicht mit, aber: Es ist im Gespräch. Und die Währungen zwischen Schweiz und Österreich unterscheiden sich ebenfalls. Für laufende Hypotheken ist das kein Problem, aber ich gehe aktuell nicht davon aus, dass es irgendeine Bank gibt, die das Risiko auf sich nehmen würde. Und das macht es dann richtig kompliziert - neben dem fehlenden Wohnsitz. Also am besten alles innert der kommenden 2-3 Jahre klären :winking_face:

    Im ersten Jahr werde ich jedoch der Doppelsteuer zur Last fallen, so denke ich. Der angestrebte Wechsel wird irgendwo im August/September sein, somit war/bin ich auch mehr als die obligatorischen 182 Tage in AUT. Oder gibt es hier Sonderregelungen?

    Das Doppelbesteuerungsabkommen soll ja gerade die Doppelbesteuerung vermeiden. In den meisten Fällen versteuerst Du das Gehalt aus A in A und aus CH in CH - allerdings unter dem jeweiligen Progressionsvorbehalt. Verdienst Du also in CH 100k CHF und in A 100k (-> CHF), versteuerst Du in beiden Ländern je 100k CHF, aber zum Steuersatz von 200k CHF. In Österreich ist das mit der Steuer ja weniger spassig - habe ich mir von zwei Angestellten sagen lassen. Somit wirst du vermutlich in eine recht blutige Progression rutschen. Allerdings ist euer Spitzensteuersatz ja erst ab 1M (und zwar nur für den überschiessenden Teil). Von daher kannst Du Dir vermutlich sagen: Es könnte noch schlimmer kommen :winking_face:

  • Das Doppelbesteuerungsabkommen soll ja gerade die Doppelbesteuerung vermeiden. In den meisten Fällen versteuerst Du das Gehalt aus A in A und aus CH in CH - allerdings unter dem jeweiligen Progressionsvorbehalt. Verdienst Du also in CH 100k CHF und in A 100k (-> CHF), versteuerst Du in beiden Ländern je 100k CHF, aber zum Steuersatz von 200k CHF. In Österreich ist das mit der Steuer ja weniger spassig - habe ich mir von zwei Angestellten sagen lassen. Somit wirst du vermutlich in eine recht blutige Progression rutschen. Allerdings ist euer Spitzensteuersatz ja erst ab 1M (und zwar nur für den überschiessenden Teil). Von daher kannst Du Dir vermutlich sagen: Es könnte noch schlimmer kommen

    Danke für deine Antworten @jan82 und @MissFoxi


    Ich habe jetzt 2 Woche gefühlt nichts anderes gemacht als recherchieren, recherchieren, recherchieren,...


    Für mich ist klar, sollte ich wechseln, dann mit 1.7.
    Zusätzlich werde ich davor 2-3 Wochen auf Urlaub in der Schweiz sein bzw. auch jetzt schon ein paar Wochenenden zu einem Freund nach Genf fahren. Ich sollte kein Problem bekommen mit der 183-Tage Regel. Meine Strukturen in Ö werde ich stilllegen, kündigen etc. Es sollte also ein sauberer Cut AUT|CH entstehen. Ob ich dann jedes bzw. jedes zweite Wochenende nach Österreich meine Freundin, Freunde oder Familie besuche wird kein Problem sein. Ein Steuerberater in Ö wird mir hier jedoch helfen, um diesen Cut dann auch beim Lohnsteuerausgleich klar genug auszuformulieren.




    Ich habe dennoch noch ein großes, weiteres "Problem". Es wurde auch in diesem Forum hier schon oftmals durchdiskutiert. Die letzten 6 Seiten habe ich gelesen, trotzdem werde ich nicht schlau bzgl. Quellensteuer und ordentliche Veranlagung. Warum? Weil ich hier auch andere Infos von der neuen Firma bekommen habe. Habe hier mal die Details:


    Schauplatz Bern, >35 Jahre, ledig, keine Kinder, Religion: ohne Bekenntnis:
    Ich werde 130,000 CHF verdienen. Diese werden auf 13 Gehälter ausbezahlt. Außerdem gibt es noch einen Bonus am Jahresende von rund 15,000 CHF. 13. Gehalt + Bonus gibt's am Jahresende (1.Monat)
    - Da ich die B-Bewilligung haben werde und >120,000 CHF verdiene werde ich jedes Monat meine Quellensteuer bezahlen -> Zirka 1700 CHF
    - Am Jahresende werde ich eine ordentliche Veranlagung durchführen, wo die bereits bezahlte Quellensteuer abgezogen wird


    Wo hänge ich:
    - Wie versteuere ich das 13. Gehalt + Bonuszahlung? Ich habe die 10k Brutto CHF (Lohn) + 10k Brutto CHF (13. Gehalt) + 15 Brutto CHF (Bonus) hergenommen und im Lohncomputer eingegeben.
    Zu meiner Verwunderung stelle ich tatsächlich fest, dass ich die 15k Bonus 1:1 verliere. Es spielt keine Rolle ob ich 20,000 CHF oder 35,000 CHF in den Lohncomputer eingebe. Netto wird's nicht mehr. Alle Abgaben werden marginal mehr, aber ich finde nicht heraus wo der Rest ist!


    Meine Fragen:
    1) Verliere ich tatsächlich den gesamten Bonus? (Wurde mir auch von der Firma so nahegelegt, ich soll den Bonus auf die Seite legen für die ordentliche Veranlagung)
    2) Wenn ja, was soll ich mir auf die Seite parken, wenn da nichts mehr ist? Also erlebe ich bei der Veranlagung dann nochmal eine negative Überraschung?
    3) Oder reicht die Abgeführte Quellensteuer aus, um bei der Veranlagung fein raus zu sein (+|- 500CHF)
    4) Kann ich tatsächlich nur mit den 12. bzw 13 Gehalt rechnen und muss mir von dem was auf die Seite parken für die Veranlagung?


    Ich finde einfach keine Lösung. Und genau diese Fragen bringen meine Planung durcheinander. Vielleicht kann mir jemand erklären ob ich das alles richtig erkannt habe oder einen Fehler im System habe
    Danke!!

  • Hoi Rene


    alles halb so wild. Zu deinen Fragen:


    1) Verliere ich tatsächlich den gesamten Bonus? (Wurde mir auch von der Firma so nahegelegt, ich soll den Bonus auf die Seite legen für die ordentliche Veranlagung)

    Nein, du verlierst nicht den gesamten Bonus. Die Empfehlung der Firma kommt daher, dass ein Schweizer (oder jemand mit C-Bewilligung) es so machen würde. Ein Schweizer bezahlt aber keine Quellensteuer.



    3) Oder reicht die Abgeführte Quellensteuer aus, um bei der Veranlagung fein raus zu sein (+|- 500CHF)

    Vermutlich wirst du noch etwas zurückbekommen, da der QS-Abzug bei CHF 35k deutlich höher ist als wenn man die 10k (13. Gehalt) und 15k (Bonus) auf das Jahr verteilen würde. Allerdings hängt es auch davon ab, in welcher Gemeinde du wohnst. Wenn die Gemeinde einen höheren Steuerfuss hat, kann es sein, dass du ein bisschen nachzahlen musst.


    Ich weiss nicht, welchen Lohnrechner du verwendet hast, aber du kannst es leicht selber ausrechnen. Die QS-Tabelle für den Kanton Bern findest du hier
    S. 30: QS für CHF 10'000.- beträgt 16.83%, also CHF 1'683.-
    S. 33: QS für CHF 20'000.- beträgt 24.99%, also CHF 4'998.-
    S. 34: QS für CHF 35'000.- beträgt 30.19%, also CHF 10'566.60


    Du bekommst also auch bei 35k Monatsgehalt noch Geld überwiesen. Bei der nachträglichen ordentlichen Veranlagung werden dann die CHF 18'513.- (11x 1'683.-) + 10'566.50 (35k Gehalt) = CHF 29'079.50 verrechnet.
    Als ganz ganz grobe Überschlagsrechnung kannst du erneut in die QS-Tabelle schauen: CHF 145k Jahresgehalt entsprechen CHF 12'083.33 Monatsgehalt, d.h. die QS wäre dann 18.95% = CHF 27'477.50
    Du hättest also CHF 1.5k gut. Das ist ganz grob überschlagen, und kommt (wie oben schon gesagt) auch noch deine Wohngemeinde an.



    VG basileus

  • Zitat

    Wo hänge ich:
    - Wie versteuere ich das 13. Gehalt + Bonuszahlung? Ich habe die 10k Brutto CHF (Lohn) + 10k Brutto CHF (13. Gehalt) + 15 Brutto CHF (Bonus) hergenommen und im Lohncomputer eingegeben.
    Zu meiner Verwunderung stelle ich tatsächlich fest, dass ich die 15k Bonus 1:1 verliere. Es spielt keine Rolle ob ich 20,000 CHF oder 35,000 CHF in den Lohncomputer eingebe. Netto wird's nicht mehr. Alle Abgaben werden marginal mehr, aber ich finde nicht heraus wo der Rest ist!


    Meine Fragen:
    1) Verliere ich tatsächlich den gesamten Bonus? (Wurde mir auch von der Firma so nahegelegt, ich soll den Bonus auf die Seite legen für die ordentliche Veranlagung)

    Der Rechner von lohncomputer.ch hat sicherlich einen Fehler, mit Summen höher als 20'000 als Monatssalär kann er wohl nicht umgehen.
    Lohncomputer ist nur ein Schätzeisen, vor allem die Abzüge für KTG, NBU und Pensionskasse sind nur Näherungswerte.

  • Besten dank lieberjott und vor allem basileus

    Somit ist es mir spielend leicht möglich meine Quellensteuer selbst zu berechnen.


    Hab zwar noch nicht verstanden warum es im Kanton dann nochmal unterschiede gibt (Gemeindebasis: zb Thun,...) aber das soll so sein.

    In Wahrheit reden wir hier jedoch von keinen "großen" Abweichungen.


    Meine Entscheidung wurde auch bereits kommuniziert, werde hier jetzt öfters für Wirbel sorgen :smiling_face: