Danke erstmal Anja und Jan für eure Einschätzungen / Hinweise. Nur zur Ergänzung : ich bin angestellte Lehrerin und mein Mann ist jünger als ich. Eure Erfahrungen helfen mir sehr, ich hoffe, dass noch mehr von euch Wahlschweizern etwas beisteuern. Danke
Aktuell (Mai) zum Bewerbungsgespräch in die Schweiz?
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Hallo Ina,
herzlichen Glückwunsch zu den positiven Entwicklungen bezüglich Eurer Auswanderung.
Ich möchte Dir noch ein paar Denkanstösse geben und von unseren Erfahrungen berichten.
Ähnlich wie Ihr es vorhabt, sind wir 2017 mit unseren Kindern (damals 8 und 10 Jahre alt) als Familie in die Schweiz gezogen. Als Arzt war es kein Problem für mich einen Job zu finden. Nur muss man sich im Klaren sein, dass es ein Job im ohnehin oftmals prekären Gesundheitswesen sein wird, den Schweizer Kollegen nicht gerne machen. Meine Frau hatte keine Chance auf Anerkennung Ihrer Diplome da sie nicht im Gesundheitsbereich tätig ist. Es war aber auch für das Einleben der Familie und unserer Kinder in die neue Umgebung wichtig das meine Frau dafür den Kopf frei hatte. Es hat nun gute 3 Jahre gebraucht bis es auch bei Ihr im Job voran geht.
Privat haben wir uns auf Anhieb wohl gefühlt, viele soziale Kontakte im Verein, Dorfleben und durch die Kinder gefunden. Daraus entwickelten sich auch Freundschaften und wir waren schnell integriert.
Leider ist unsere Integration mit dem Social Distancing nun etwas ins Stocken geraten. Viele Gelegenheiten die uns in den ersten Jahren sehr gute Möglichkeiten zur Integration gaben finden auf absehbare Zeit nicht mehr statt. Quartiersfeste mit den Nachbarn, Fassnacht und andere traditionelle Feste - Fehlanzeige. Das Vereinsleben und Sportaktivitäten wo man mit Menschen in Kontakt kommen kann sind eingeschlafen.
Der Familienzusammenhalt ist in der Schweiz und besonders auf dem Land sehr bedeutend. In der Pandemie scheint sich dies mehr und mehr zu bestätigen. Viele Menschen ziehen sich zurück und konzentrieren sich auf die Familie und den engsten Freundeskreis. Also auf die Menschen die einem seit vielen Jahren vertraut sind. Auf diesen Ausweg haben wir leider wenig Chancen. Im Jahr unserer Auswanderung (2017) waren unsere Familien und Freunde nur 400km von uns entfernt. Zu meiner Mutter die in Frankreich lebt verkürzte sich sogar die Entfernung. Nun in der Pandemie muss ich nicht weiter erläutern das sich die Beziehungen und Kontakte zu unseren Familien / Freunden im Ausland deutlich reduziert haben. Darunter leiden wir zunehmend.
Hellhörig bin ich bei Deinen Auswanderungsgründen auf die vermutlich besseren Arbeitsbedingungen und die freiheitlichere Gesellschaft gestossen. Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen sind eventuell in der Schweiz annehmbarer aber vermutlich nicht wesentlich besser als in Deutschland. Arbeitnehmerschutz wie in Deutschland gibt es nur rudimentär. Für das Familienleben sind meine Arbeitszeiten von 55 Std./Woche und max. 5 Wochen Urlaub nicht optimal. Meine Frau arbeitet nun auch 50% und so können wir uns zwar einen durchschnittlichen Lebensstil hier in der Schweiz ermöglichen, aber lange wollen wir das nicht so fortführen.
Bezüglich der freiheitlichen Gesellschaft empfehle ich Dir Dich über die Gesetzesgrundlagen die am 13.06. zum Referendum anstehen zu informieren. Die Gesetzesintiativen belegen deutlich das der Staat zunehmend seinen Bürgern misstraut. Mit dem Covidgesetz verschafft sich der Bundesrat weitreichende Befugnisse. Der charmante Kantönligeist wird damit aufgeweicht und die freiheitliche Gesinnung von der die Schweiz lange und gut lebte zunehmend abgeschafft. Ebenso das Polizeistaatsgesetz stellt einen weitreichenden Eingriff in die Verfassung und dem freien Bürgertum da.
Es soll jetzt nicht der Eindruck einer Jammerei entstehen. Uns geht es gut. Wir fühlen uns noch wohl. Wir haben uns niedergelassen und ein kleines Haus gekauft. Wir geniessen die Freizeitaktivitäten auf den Seen und in den Bergen. Unsere Kinder bekommen eine gute Schulbildung. Dafür sind wir dankbar. Für diesen Lebensstil arbeiten wir hart.
Die Schweiz ist ein schönes Land und nicht plötzlich schlecht geworden. Unter Pandemiebedingungen ist die Migration wie ich oben beschrieben habe nicht einfacher geworden.
Wir beobachten die Politik und die Transformation der Gesellschaft sehr genau. Als Einwanderer haben wir ja den Vorteil schnell unsere Zelte wieder abbrechen zu können. Eventuell ist die Schweiz nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Übersee?
Life is like riding a bicycle. To keep your balance, you must keep moving.
Viel Erfolg bei Euren Plänen!
Thomas
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Bezüglich der freiheitlichen Gesellschaft empfehle ich Dir Dich über die Gesetzesgrundlagen die am 13.06. zum Referendum anstehen zu informieren. Die Gesetzesintiativen belegen deutlich das der Staat zunehmend seinen Bürgern misstraut. Mit dem Covidgesetz verschafft sich der Bundesrat weitreichende Befugnisse. Der charmante Kantönligeist wird damit aufgeweicht und die freiheitliche Gesinnung von der die Schweiz lange und gut lebte zunehmend abgeschafft.
Wobei ich ehrlich gesagt nicht verstehe wieso da jetzt überhaupt noch ein Referendum zustande gekommen ist. Das System ist einfach viel zu träge. Gefühlt ist COVID für mich "fast vorbei" und nun heisst es in meinem Abstimmungsbüchlein wortwörtlich:
ZitatWollen Sie das Bundesgesetz vom 25. September 2020 über die gesetzlichen Grundlagen für Verordnungen des Bundesrates zur Bewältigung der Covid-19-Epidemie (Covid-19-Gesetz) annehmen?
Wie man ja sieht: Gesetz vom 25.9. - kam rund 6 Monate nachdem Corona die CH erreicht hat. Dann nochmal 9 Monate später das Referendum... Wenn es zeitlich knapp wird, ist so ein demokratischer Prozess nicht ganz einfach. Zunächst heisst in der Bundesverfassung (Art 164), dass "rechtsetzende Bestimmungen" eines Bundesgesetzes bedürfen (Kantönligeist ist hier schon dahin). Art 22 Abs. 4 des Parlamentsgesetzes lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass genau das hier der Fall ist. Und dann kommt das Dringlichkeitsrecht (Bundesverfassung Art 165 ), dass es der Bundesversammlung erlaubt alles sofort zu erlassen und in Kraft zu treten. Diese Gesetze müssen auch dann angewendet werden, wenn sie nicht Verfassungskonform sind (Bundesverfassung Art. 190) und eine Verfassungsgericht gibt es ohnehin nicht (und nur eingeschränkte Verfassungsgerichtsbarkeit).
Und nun stellen wir uns mal ein Gesetz vor, dass in einer Krise erlassen wird und dringlich ist, kantonales Recht übersteuert, sofort in Kraft gesetzt wird und dann dennoch dem fakultative Referendum untersteht. Alleine die Referendumsfrist von 100 Tagen ist da viel zu lang. Aber wie man es besser machen könnte. Keine Ahnung.
Fakt ist: Die Bundesversammlung kann in einer kurzen Krisen machen was sie möchte. Das System mit den ganzen Fristen ist viel zu träge.Fertig kritisiert und BTT: Lösungen dafür habe ich nämlich auch keine
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