Auswanderungspläne realistisch?

  • Hoi zäme,


    schönes Forum habt ihr hier :slightly_smiling_face: . Man findet wirklich sehr viele nützliche Infos. Ich möchte trotzdem ein paar Fragen bez. unserer Situation stellen und hoffe, dass ihr eure Erfahrungen und Tipps mit mir teilt.


    Wir sind eine 4-köpfige Familie aus NRW (ich und meine Frau sind Anfang 40, die Kids sind 6 und 12 Jahre alt), die sich seit einer Weile mit dem Gedanken beschäftigt, in die Schweiz auszuwandern. Ich hatte bereits vor längerer Zeit durch eine Beziehung zu einer Schweizerin das Land und die Leute kennenlernen dürfen. Mit meiner Frau und den Kids war ich mehrere Male in der Schweiz im Urlaub. Wir alle mögen das Land und die Natur sehr. Auch die Schweizer sind uns sehr sympathisch, da wir ebenfalls eher ruhig und zurückgezogen leben und sehr naturverbunden sind. Insofern könnten wir uns ein Leben in der Schweiz sehr gut vorstellen.


    Und somit wären wir schon beim eigentlichen Knackpunkt: der Jobsuche. Ich habe vor ca. 20 Jahren nach einem abgebrochenen Studium eine kaufmännische Ausbildung bei einem "global Player" in der Telekommunikationsbranche gemacht (Kfm. für Büromanagement) und habe seitdem in mehreren Branchen entsprechend meinen Kenntnissen gearbeitet. Zusätzliche Qualifikationen habe ich nicht wirklich vorzuweisen, da ich mehrere Fortbildungen aus unterschiedlichsten Gründen abbrechen musste. Als größte "Zusatzqualifikation" sehe ich noch meine Russischkenntnisse (ich bin in Russland geboren, habe Russisch in der Schule gelernt und spreche es täglich privat und im Job). In den letzten 7 Jahren habe ich im öffentlichen Dienst als Finanzsachbearbeiter im Hochschulbereich gearbeitet.


    Meine Frage ist nun: wie realistisch ist es aus eurer Erfahrung, heutzutage unter Corona-Bedingungen einen Job im KV-Bereich als Deutscher zu ergattern? Ich habe bereits mitbekommen, dass es sehr viele einheimische Bewerber im KV-Bereich gibt, die verständlicherweise bevorzugt behandelt werden. Wäre es trotzdem möglich, eine Stelle bspw. bei einer Kantonalen Verwaltung oder anderweitig im ö.D. zu bekommen? Oder dürfen dort nur schweizer Bürger arbeiten bzw. braucht man eine entsprechende Ausbildung dafür? Und wieviel verdient man dort? Gibt es in der Schweiz Tarifverträge für den ö.D., wie das in Deutschland der Fall ist?


    Eine weitere Frage wäre das Finanzielle: mir ist klar, dass mir hier keiner einen pauschalen Betrag nennen kann, jedoch wäre es trotzdem interessant zu erfahren, wieviel Geld man als 4-köpfige Familie im Monat haben muss, um halbwegs über die Runden zu kommen. Wir würden uns gerne entweder im Kanton Zürich oder in den benachbarten Kantonen (SG, SH, TG, BS/BL) niederlassen. Wir wollen auch nicht in die "Großstadt", sondern könnten in einem kleineren Ort mit halbwegs guter Infrastruktur leben. Wir leben in D. in einer Eigentumswohnung in begehrter Lage und würden die Wohnung im Falle eines Wegzugs verkaufen. In der Schweiz würden wir auch einen Immobilienkauf anstreben. Insofern würde die Miete schon mal entfallen. Wir sind ansonsten nicht sehr anspruchsvoll, gehen selten auswärts essen und fahren höchstens 1x im Jahr in Urlaub (meistens in D oder NL). Wir haben ein Auto und keine teuren Hobbies, stattdessen versuchen wir, so viel Zeit draußen zu verbringen, wie nur möglich.


    Ich habe mir von Bekannten aus der Schweiz sagen lassen, dass man pauschal gesagt und bezogen auf unsere Vorstellungen mind. 6-7 Tausend CHF brutto monatlich verdienen müsste, um halbwegs normal leben zu können. Trifft das in etwa zu? Oder ist dieser Wert zu hoch, vor allem angesichts der Tatsache, dass wir keine Miete zahlen werden? Und was noch wichtiger ist: kann man mit einer KV-Ausbildung und 20 Jahren Berufserfahrung ein solches Gehalt erzielen? Btw.: ich wäre Alleinverdiener.


    Sorry, dass der Text so lang geworden ist. Ich hoffe, ihr könnt mich trotzdem an eurer Erfahrung teilhaben lassen J


    Danke im Voraus und Gruß aus dem Rheinland!


    CitizenX

  • Hoi CitizenX

    Was ich aus Deinen Zeilen lesen kann, ist dass Du mit Deiner Familie in Deutschland kein schlechtes Leben hast.

    Eine Stelle im Öffentlichen Dienst ist in Deutschland wie ein Lottogewinn. Die würde ich auf keinen Fall aufgeben.

    Die Eigentumswohnung übrigens auch nicht, was ist wenn es Euch in der Schweiz doch nicht gefällt???

    Gerade mit Kindern, sollte man diesen Schritt nicht unterschätzen.


    Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man ein Land nur von den Ferien kennt.

    Ähnlich war es bei mir damals mit Norwegen! Land und Leute haben mich fasziniert. Ich habe Deutsche Auswanderer besucht, ihr Neues Leben kennen gelernt. Bei einer Familie gemerkt, dass ich so nicht in einem fremden Land leben möchte...

    Deshalb habe ich alleine 5 Wochen den Test gemacht und gemerkt, dass ich im Land meiner Träume keine Chance gehabt hätte.


    Was ich im Laufe der 5 Jahre in der Schweiz und vor allem von Schweizern mitbekommen habe, dass der Mann nur selten Alleinverdiener ist.

    Ab einem bestimmten Alter sollte man auch an die spätere Rente denken, auch die der Frau. Mitunter arbeiten Frauen hier höchstens 60% Pensum, obwohl die Kinder schon alt genug und selbständig sind.

    So viel kann der (arme) Mann garnicht arbeiten, um für die ganze Familie zu sorgen, seine Rente und die der Frau zu erarbeiten. Ich meine ja nur...


    Selbst wenn Ihr den Schritt wagt, Eure Eigentumswohnung in Deutschland verkauft, werdet Ihr für den Erwerb einer Eigentumswohnung in der Schweiz, höchstwahrscheinlich das Doppelte oder mehr hinlegen müssen, könnte ich mir vorstellen.

    Ich habe mir interessehalber Preise angesehen, weil ich immer noch die Vision habe, meine Eltern in die Schweiz zu holen, dafür müssten sie ihr 2 Familienhaus mit Garten, Pool in nicht so begehrter Lage veräussern.

    Da mein Vater nicht loslassen kann und ich den Wert des Hauses nicht kenne, träume ich weiter. Denke aber, dass meine Eltern hier ihr Auskommen hätten und sich noch ein paar schöne Jahre mit mir machen könnten.


    Für meinen Sohn und seine kleine Familie kommt die Schweiz nicht in Frage. Sie haben beide sehr gut bezahlte Jobs, mein Sohn ist mittlerweile im gehobenen Dienst verbeamtet und wohnen in einem Haus zur Miete. Wahrscheinlich solange, bis sie sich entschieden haben, ob sie für immer zusammen bleiben. Was ich für richtig halte, nichts ist für immer... Ausserdem haben sie von irgendwo her gehört, nicht von mir, dass die Schweiz für Familien nicht so "sozial" ist wie Deutschland.

    Ich habe mir von einem Schweizer Paar sagen lassen, sie einige junge Deutsche Paare kennen, die wieder zurück nach Deutschland gegangen sind, weil sie keinen Anschluss gefunden haben. Wenn sich die Kinder durch KITA oder Schule integrieren, muss das nicht heissen, dass es die Eltern auch tun. Wer entscheidet dann, ob geblieben oder wieder zurück gegangen wird???


    Stellen in der Verwaltung oder in einer Kantonalen Behörde werden sicherlich besser bezahlt, ob es dafür einen Tarifvertrag wie in Deutschland gibt weiss ich nicht. Auf jeden Fall sind diese ebenso wie in Deutschland sehr begehrt und ich denke, dass diese Stellen dann auch bevorzugt an Schweizer vergeben werden.

    Deinen Stellenmarktwert kannst Du in Form von Bewerbungen von Deutschland aus checken.

    Ich kann Dir/Euch den Rat geben, einmal Ferien in der Schweiz zu machen, um das Land und die Gegebenheiten näher zu betrachten. Vielleicht nicht nur einmal, sondern 2 oder 3mal, um herauszufinden, ob es Euer Urlaubsland wird oder Ihr für immer hier leben möchtet.


    So würde ich es machen. Ich kannte die Schweiz nämlich auch vorher überhaupt nicht, nur von der Durchreise. Innerhalb eines Jahres, habe ich herausgefunden, wo ich mich wohlfühlen könnte, es musste nur noch die passende Arbeit gefunden werden.

    Das war nicht so einfach, obwohl es in meinem Beruf mehr als genug freie Stellen gibt, jedoch nicht für so "alte" wie mich.


    Ich wollte es ja eigentlich in meinem Blog erst verraten, aber heute kam der Anruf, auf den ich seit 6 gewartet habe. Am Montag fange ich im Kantonsspital Baden eine neue Stelle an, befristet zwar, aber immerhin bin ich drin!

    Es hat Hunderte von Bewerbungen und wie gesagt 6 Jahre gedauert, dass ich einmal zum Schnuppern und Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und das zu Coronazeiten.

    Bei mir dauert eben alles etwas länger und Geduld zahlt sich manchmal doch aus.


    Hoffe ich konnte Dir/Euch etwas helfen bei der Entscheidung.

    Viel Glück :four_leaf_clover:

  • Der Beitrag von Anja ist schon sehr ausführlich, vielleicht noch als wichtige Ergänzung, warum in der Schweiz das "Alleinverdienermodell" weniger verbreitet ist: Die Krankenversicherung zahlt man als Kopfpauschale, also pro Person!

    Du müsstest dann also von deinem Nettolohn auch die Krankenversicherungsprämien sowie Selbstbehalte für dich, deine Frau und deine Kinder berappen. Da kommt je nach Kanton, Versicherungsmodell und Franchise schon mal locker mehr als ein Tausender pro Monat zusammen.


    Zum Thema öffentlicher Dienst: Ich würde schon davon ausgehen, dass Schweizer implizit oder explizit bevorzugt werden. Ich kenne sogar einen konkreten Fall aus jüngster Vergangenheit, wo das offen so kommuniziert wurde.


    Hinsichtlich Auto: Das kann in der Schweiz auch schon als teures Hobby zählen :winking_face: Du wirst mit den Ohren schlackern, wenn du die Versicherungsprämien siehst.


    Thema Eigenheim: Zu den erwarteten Kaufkosten hat Anja auch schon was gesagt. Hinzu kommt, dass du in der Schweiz bei selbstbewohnten Wohneigentum den so genannten Eigenmietwert als Einkommen versteuern musst. Diesen kannst du andererseits mit Schuldzinsen (aus deiner Hypothek) gegenrechnen.


    Unter all den Gesichtspunkten - und dass du Alleinverdiener sein willst, halte ich 6000 bis 7000 CHF Brutto jenachdem schon etwas knapp. Das würde auch bedeuten, dass ihr fast gezwungener Massen in Deutschland einkaufen müsstest.

  • Hoi Anja und vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!


    Du hast recht damit, dass wir ein einigermaßen gutes Leben führen, auch wenn es nicht besonders luxuriös ist. Bezüglich der Stelle im ö.D. muss ich etwas widersprechen: ich bin weder Beamter, noch ist es sonderlich schwer, eine Stelle im ö.D. zu bekommen, wie ich finde. Und ohne Bachelor/Master komme ich gehaltstechnisch auch nicht sehr weit. In der freien Wirtschaft würde man u.U. mehr verdienen. Insofern würde ich dieser Stelle nicht besonders nachtrauern, auch wenn sie, was Familienfreundlichkeit angeht, viele Vorteile bietet.


    Ich bin mir der Verantwortung meiner Familie ggü. völlig bewusst und gerade deswegen sammle ich seit einiger Zeit Informationen zum Thema "Auswandern", statt einfach unsere Sachen zu packen und auszuwandern :slightly_smiling_face: . Meine Frau ist in diesen Prozess mit einbezogen. Was die Kinder angeht: als ich 8 war, wurde ich von meinen Eltern darüber in Kenntnis gesetzt, dass es bald ins 2.500 km weit entfernte Deutschland geht, weil mein Vater dort eine Stelle bekommen hatte. Auch wenn die Schweiz nicht ganz mit Deutschland zu vergleichen ist, ist der Unterschied zw. diesen Ländern nicht so groß, wie zw. Russland und Deutschland. Insofern mache ich mir nicht all zu viele Sorgen darum, dass die es Kinder es sehr schwer haben werden.


    Bezüglich der Immobilienfrage habe ich mich selbstverständlich auch längst ausführlich informiert. Für den Erlös, den wir für unsere Wohnung bekommen würden, bekäme man in der Schweiz sogar im Umkreis von größeren Städten gute 4-4 1/2 Zimmer Wohnungen. Und die Kaufnebenkosten sind nach meinen Recherchen in der Schweiz insgesamt niedriger (max. 5%), als bei uns hier in NRW (8,5 %).


    Evtl. hast du überlesen, dass ich das Land bereits kennenlernen durfte. Ich war mal ca. 5 Jahre lang mit einer Schweizerin zusammen und verbrachte in dieser Zeit bestimmt 1-2 Monate im Jahr dort. Das ist zwar schon ca. 16 Jahre her, ich denke jedoch nicht, dass die Schweiz und vor allem die Schweizer sich in dieser Zeit grundlegend verändert haben. Und ich war auch schon mehrmals mit meiner Familie dort im Urlaub. Sollten diesen Sommer touristische Reisen in die Schweiz möglich sein, wollen wir wieder für eine Woche hin.


    Ob wir in der Schweiz unser Glück und Anschluss finden werden, kann natürlich niemand garantieren. Aber wenn es darum ginge, bereits im Vornherein zu wissen, wie die Auswanderung verläuft, dann würde es wahrscheinlich keine Auswanderer mehr geben :winking_face:


    Ich denke, ich werde demnächst ein paar Bewerbungen schreiben, um, wie du schriebst, meinen Marktwert zu überprüfen. Wenn ich merke, dass der Schweizer Arbeitsmarkt sich nicht für mich interessiert, dann kann ich es ja wieder sein lassen.


    Ach ja, herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Job und viel Erfolg!

  • Hoi lieberjott und auch dir danke ich für deinen Beitrag!


    Die Krankenversicherungsproblematik in der Schweiz ist mir bekannt und 1000 Franken monatlich habe ich bereits in meiner Kalkulation mit aufgenommen.


    Das (sparsame Hybrid-)Auto würde ich nur zum Einkaufen und für die nötigsten Fahrten nutzen. Zur Arbeit würde ich mit dem ÖPNV fahren, was ich vor Corona hier in D. bereits jahrelang gemacht hatte.


    Der Begriff "Eigenmietwert" ist mir tatsächlich neu und ich bin gerade dabei, mich in das Thema einzulesen. Danke für den Hinweis!


    Nach meinen Berechnungen würden wir monatlich ca. 4.500 bis 5.000 Franken ausgeben. Insofern würden wir bei einem Gehalt von z.B. 6.500 Franken sogar noch ein wenig zur Seite legen können. Und wir haben etwas angespart, was uns das Leben ein wenig erleichtern wird. Bleibt nur noch, einen entsprechenden Job zu finden :winking_face:

  • Also wir zahlen zu Dritt (38m, 38w, 3m) 1007CHF Krankenversicherung bei maximaler Franchise, ohne Zahnzusatzversicherung, aber sonst alles "privat" mit internationaler Zusatzdeckung. Meine Frau und mein Sohn "verursachen" noch etwa 1500 CHF Gesundheitskosten pro Jahr - ich eher keine (abgesehen von zahlreichen Schnell- und PCR Tests).


    Betreffend der Wohnung scheinst Du Dich orientiert zu haben. Das ist schon mal gut. Wenn Du Deine Wohnung tatsächlich so los wirst, ist das natürlich top. Ich habe in Deutschland auch ein kleines EFH an guter Lage gekauft - rund 800k EUR. Dafür hätte ich mir die Wohnung (6 Zimmer) in der Schweiz mit vergleichbaren Ausbaustandard nicht leisten können - und zwar recht deutlich nicht. Und der Unterhalt ist eben auch nicht ganz ohne. Gerade habe ich bei meinem Mini-Chalet einen Wasserrohrbruch der Anschlussleitung: 28k CHF. Hätte ich das gewusst, wäre ich im Hotel geblieben :grinning_squinting_face:


    Jeder pflegt natürlich ein anderes Leben und das ist auch vollkommen okay. Rein statistisch haben Deine Frau und Du noch etwa 20 Arbeitsjahre in der Schweiz vor euch. Ich gönne euch absolut, wenn ihr bis 70 durchhaltet, aber ich würde mal eher mit 60 rechnen. Jeder kann krank werden, einige möchten nicht so lange oder verlieren ungewollt den Job. Mit einem Haushaltseinkommen von 6.5k magst du durchkommen - das ist okay, aber natürlich kein Luxus. Das Problem sehe ich aber bei der Altersvorsorge. Damit Du in nur 20 Jahren deine DE-Rente so weit "pimpen" kannst, damit sie für euch in der Rente in der Schweiz reicht, bräuchtest du vermutlich ein höheres Grundeinkommen oder müsstest im Alter dann sehr sparsam leben bzw. das Land verlassen. Deine zu erwartende Rente kannst du recht einfach selber "ausrechnen" und wirst dann vermutlich feststellen, dass ihr - sofern ihr nicht richtig ordentlich in die zweite und dritte Säule freiwillig zahlt (also von euren 6.5k) - damit nicht bei gleichem Lebensstandard hinkommt.


    So, nun ist es aber auch so, dass man seinem Herzen folgen sollte, wenn es ruft. Von daher: Hopp Schwiiz! :CH:

  • Hallo Anja, auch von mir herzlichen Glückwunsch zur langersehnten Traumstelle... wünsche dir viel Erfolg und Glück für eine unbefristete Anstellung.


    Hallo CitizenX - mir kommt der Verdienst für eine 4 köpfige Familie auch knapp vor. Klar hast du alles gerechnet und es hört sich eigentlich auch ganz gut an, aber ich habe noch ein paar Anstösse zum Nachdenken... z.B. sind die meisten Stellen im öffentlichen Dienst schon ausgezeichnet mit C-Bewilligung (darunter keine Chance) - aber man kann ja mal Glück haben.

    Dann zum Budget - was oft vergessen wird ist z.B. Serafe ca. 365 im Jahr, Essen der Kinder in der Schule, Ausflüge, Klassenfahrten, Vereinskosten (alles wesentlich intensiver als in Deutschland) und nicht zu vergessen: der ÖV hat auch ziemlich krasse Preise


    Zur Krankenversicherung (Preis abhängig von Alter und Wohnkanton) stimmt schon, das man ca. 800 - 1200 CHF rechnen muss im Monat. Das ist aber nur die reine monatliche Prämie. Zusätzlich hat man dann noch die (meistens) hohe Franchise von jeweils 2500 für die Erwachsenen und jeweils 700 - also 1400 Selbstbehalt, und für die Kinder auch einen Selbstbehalt von 350 pro Kind. Wobei die Franchise hier 0 ist.


    Klar, es werden nicht alle gleichzeitig krank und es muss auch nichts passieren - aber wer weiss das schon


    Auch die alltäglichen Sachen sind hier um einiges teurer (mir ziehts jetzt noch manchmal die Schluppen aus) für Waschpulver, Spülmaschinentabs, Zahnpasta, Toilettenpapier .... o.k. es gibt Lidl und Aldi (aber eben nicht an jeder Ecke) und da lohnt manchmal der Weg nicht, wenn noch etwas fehlt ...


    Wir haben hier die ersten 18 Monate auch nur von einem Verdienst gelebt, aber wir sind auch nur zu zweit (na ja, wir hatten auch noch zu bereinigende Aussenstände, lach) aber als mein Mann dann plötzlich von jetzt auf gleich für 3 Monate arbeitslos war, wurde es schon ganz schön eng


    Nun ja - das haben wir überstanden und jetzt ist alles gut. Ihr schafft das bestimmt auch, ich drück die Daumen und wünsche euch viel Erfolg


    Liebe Grüsse

    Kerstin

  • Ich kann dir zwar keinen Rat aus Eigenerfahrung geben, aber da wir uns gerade selbst alles durchrechnen,

    wie wir das Leben in der Schweiz für 5 Köpfe + Hund finanzieren, möchte ich meinen Senf auch dazu geben.


    Ich rechne da ganz simpel, monatliche Ausgaben in D x 3 dürfte für die Schweiz meinen Recherchen nach reichen.

    Wir leben ähnlich wie ihr, haben hier eine eigene Immobilie, ich der Alleinverdiener, allerdings Selbständig,

    keine teuren Hobbys, nur alte Autos für max. 1500,- Euro, keine Urlaube oder sonstige unnötigen Ausgaben.

    Allerdings haben wir uns hier auch auf unseren Anwesen ein Leben geschaffen, welches so wo anders wohl

    kaum mehr aufzubauen ist, Haus mit großen Garten und Pool, Hobby-Landwirtschaft mit Schafen und Hühner

    zur Selbstversorgung, eigener Werkstatt, eigener Brunnen...

    Ich bin Handwerker und erledige alle Arbeiten rund ums Haus und Auto selbst.

    Nichtsdestotrotz muß ich hier 2500,- pro Monat aufbringen, um mich und meine Familie über die Runden zu

    bringen, ohne Extraausgaben.


    Trotzdem ist der Wunsch auszuwandern so groß, daß wir das alles zurücklassen werden, um uns anderswo

    ein einfacheres Leben aufzubauen. Ich seh das aber nicht blauäugig. Jährlich rechne ich mit 80-100kSFR

    um uns über die ersten Jahre zu bringen, bis eine geeignete Immobilie und ein Job gefunden ist.

    Mir ist bewußt, daß ich die ersten 2-3 Jahre nur Geld verbrenne, ohne Aussicht Geld zu verdienen.


    Nur wenn dieser finanzielle Rückhalt gegeben ist, kann ich entspannt das Thema Schweiz angehen,

    ohne gleich zwanghaft einen Job suchen zu müssen, oder ums überleben kämpfen zu müssen.

    Ansonsten würde ich persönlich eher nach einem billigeren Land Ausschau halten.


    Wir wollen auf lange Sicht natürlich auch beide zur Haushaltskasse beitragen,

    aber wie hoch das nötige Budget dann wirklich sein wird, kann man meiner Meinung nach nicht vorher

    ausrechnen, das ergibt sich mit der Zeit.


    Gruß

    Martin

  • Ich wollte es ja eigentlich in meinem Blog erst verraten, aber heute kam der Anruf, auf den ich seit 6 gewartet habe. Am Montag fange ich im Kantonsspital Baden eine neue Stelle an, befristet zwar, aber immerhin bin ich drin!

    Es hat Hunderte von Bewerbungen und wie gesagt 6 Jahre gedauert, dass ich einmal zum Schnuppern und Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und das zu Coronazeiten.

    Bei mir dauert eben alles etwas länger und Geduld zahlt sich manchmal doch aus.

    Liebe AnjaB


    Herzlichen Glückwunsch, einen guten Start und ich drücke alle Daumen damit die Stelle verlängert wird :hugging_face::crossed_fingers:



    VG basileus

  • Hallo jan82,


    vielen Dank auch für deine Erfahrungen!


    Was die Wohnung angeht, habe ich mich selbstverständlich ausführlich informiert und habe sie von Experten schätzen lassen. Außerdem hatte ich in den letzten paar Jahren ein paar Mal Immobiliengeschäfte in meiner Gegend mitbetreut, so dass ich schon ziemlich sicher bin, welchen Wert unser Objekt hat. Den Schweizer Immobilienmarkt beobachte ich nun seit ein paar Monaten und kann ungefähr abschätzen, welche Wohnungen wie viel kosten. Und es gibt durchaus ganz passable 4 1/2 Zimmer Wohnungen, die man für ca. 500K erwerben kann.


    Das Thema "Rente" darf man nicht vernachlässigen, das stimmt. Auch wenn es später nicht für die Schweiz reichen sollte, hätten wir ein paar Alternativen und werden aller Voraussicht nach beide Immobilien im Ausland erben, die man entweder selber bewohnen, oder vermieten/verkaufen kann.


    Deinen letzten Satz möchte ich gerne unterstreichen :winking_face:

  • Zum Kauf der Immobilie vielleicht schon mal ein paar Hinweise:


    Ihr braucht als Personen im Ausland einen Entscheid über den bewilligungsfreien Erwerb einer Immobilie, wenn ihr nicht vorher den Wohnsitz in die Schweiz (in eine Mietwohnung: Zusatzkosten) verlagert. Ist ein behördlicher Prozess der aber nicht so wild ist.


    Zusätzlich braucht ihr auf jeden Fall eine Schweizer Bank, auch wenn das Geld in Bar auf dem Konto liegt. Ohne Zahlungsversprechen einer Bank kann man keinen Notarvertrag machen - von halbseidenen Geschäften mal abgesehen :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Wichtig: BS/BL sind keine Nachbarn von Zürich. Dazwischen liegt der Aargau. Und der ist was Wohnimmobilien angeht interessant, da er kurze Distanz nach Zürich und Basel hat, aber noch fast überall ein niedriges Preisniveau aufweisen kann.


    Beim Kauf empfiehlt sich aufgrund des EIgenmietwerts fast immer eine Hypothek mit einzuplanen. Wenn diese weniger als 64% des Preises ausmacht muss sie nicht mal mehr amortisiert werden, man zahlt also nur die Zinsen die dann die aus dem Eigenmietwert resultierenden Steuer minimieren.


    Wichtig: Noch gibt es den Eigenmietwert. D.h. auch Pensionäre müssen den zusätzlich zur Rente versteuern, das ist bei der "Lebensplanung" zu berücksichtigen.


    Bei einer Hypothek muss man durch die Tragfähigkeitsberechnung der Bank laufen, die muss für die Summe positiv sein. (Teil davon sind auch 1% des Immobilienpreises als Instandhaltungskosten pro Jahr, das muss das Gehalt hergeben.)


    Und da wir gerade unter Zwang eine Immobilienfirma übernehmen kann ich Dir vielleicht weitere Fragen auch noch beantworten. Wir sind da ziemlich im Thema drin :winking_face: . (Haben hier auch zum Start ein Haus gekauft, dann eine Ferienwohnung und zügeln jetzt innerhalb der Schweiz in ein weiteres Haus.)