Luzern-Zürich pendeln

  • Hallo in die Runde,


    wir möchten nach 10 Jahren Oberbayern verlassen und uns in Richtung Schweiz aufmachen. Besucht haben wir bereits Zürich, Luzern und Bern. Am besten hat es uns in Luzern gefallen. Zu unserer Situation: Mein Mann arbeitet im IT-Bereich, ist momentan erfolgreich selbstständig, würde aber auch eine Festanstellung annehmen. Ich selbst möchte ab nächstem Jahr noch einmal studieren, am besten an der Uni Zürich. Wir haben zwei Kinder (fast 8 und fast 3).

    Nun mal ein paar Fragen: Pendeln zwischen Luzern und Zürich, machbar oder nervig? Wenn man nicht direkt in Luzern wohnen möchte (weil eventuell zu groß), was wären schöne Orte in der Nähe, auch am Wasser? Gelten meine Kinder und ich automatisch als Familiennachzug oder muss ich als Studentin eine eigene Aufenthaltsbewilligung beantragen?


    Ich danke euch schon einmal und wünsche einen schönen Abend.

    Liebe Grüße

  • Nunja, von Luzern nach Zürich HB fährt jede halbe Stunde ein Zug, Fahrzeit 41 bis 50 Minuten. Das sind wohl keine unmenschlichen Bedingungen :winking_face:
    Aber klar, leer werden die Züge während der Stosszeit wohl nicht sein.
    Ob man das nervig findet, dürfte wohl letztendlich individuelles Empfinden sein. Klar ist, dass das natürlich Geld kostet.

  • Zwischen Luzern und Zürich liegt Zug. Das wäre mein Tipp wenn man nicht in Zürich leben möchte und die Nähe zu Luzern haben möchte. Es liegt am Wasser und für die Kinder auch gut. Zug ist für Deinen Mann bestimmt auch jobmässig zu empfehlen.

    Viel Erfolg!

  • Zug ist schon okay - bin gerade auf dem Heimweg dahin. IT Firmen gibt es dort natürlich, wobei die Auswahl in Zürich aber höher ist. Zug ist recht international - das kann man positiv wie negativ sehen. Die Lebenshaltungskosten sind IMHO einfach kein Schnapper und deutlich höher als bspw. in Bern.

  • Danke! Die Kosten sind bestimmt höher, klar. In Bern kann ich mir nicht vorstellen zu leben, das ist zu groß und das Wasser fehlt dann doch. Die hohen Preise sind wir aus Oberbayern schon gewohnt, auch was Immobilien angeht. Natürlich in der Schweiz nochmal teurer. Aber man verdient ja auch etwas mehr. Ich bin damals von "Preußen" nach Bayern gekommen und dachte, die Preise erschlagen mich. :)))

  • Bern ist ein kleines Dorf. Du hast im Sommer die Aare und auf der einen Seite das Berner Seeland und auf der anderen Seite das Oberland. Für mich war das immer ideal - viel besser ging nicht. Ist aber - wie so oft - subjektiv.

  • Ich finde Bern echt interessant, kreativ, urban und trotzdem traditionell. Habe auch sehr viele Familien gesehen. Habe Luzern aber als sauberer empfunden, ich persönlich finde das gut. Aber das ist ja echt subjektiv. Keine Ahnung, nach dem Urlaub machen wir mal eine Gegenüberstellung. Unis gibt es sowohl in Bern als auch in Zürich, aber auch in Luzern (nur (noch) nicht meinen Studiengang). Liebe Grüße und danke euch für eure Meinung. Wenn ihr noch weitere Tipps habt, sehr gerne. 😁

  • Ich gebe auch mal meinen Senf dazu. Habe mehrere Jahre in Basel gelebt, zwischenzeitlich als Wochenaufenthalter in Zürich und mittlerweile in Luzern. Zug war für mich auch eine Option, allerdings wollte das meine Partnerin nicht (zu klein, zu viel Nebel).


    Du schreibst, dass dir Bern zu gross ist. Aus meiner Sicht gibt es eigentlich keine Grosstädte (ja, alte Rechtschreibung mit 2x "s") in der Schweiz. Selbst Zürich ist ein grösseres Dorf, speziell wenn man sich die geographische Lage anschaut. Züri-City selbst ist nicht allzu gross. Wenn man in Altstetten, Schlieren, Seebach, Dübendorf oder Wallisellen wohnt ist das aus meiner Sicht schon nicht mehr Zürich. Da braucht es dann schon das Trämli oder den Zug, um in die Innenstadt zu kommen. Hier hat natürlich jeder persönliche Vorstellungen, was noch zu Zürich zählt bzw. wie viel Pendelzeit die Person in Kauf nimmt.


    In Basel habe ich extrem zentral gewohnt (Grossbasel, 1min vom Barfüsserplatz entfernt, 6min zu Fuss zum SBB). Da ich knapp ein Jahr lang zwei Kunden in Zürich hatte (Zürich Hardbrücke bzw. Glattbrugg), bin ich anfangs gependelt. Das hat mich nach drei Monaten frustriert, denn obwohl ich nur eine Busstation bis zum SBB in Basel hatte, und auch in Zürich nur eine Bahnstation fahren musste, war ich 1h20min unterwegs von Haustür bis zum Arbeitsplatz. Wohlgemerkt: die schnellste Zugverbindung von Basel nach Zürich HB dauert 53 Minuten. Trotzdem muss man dann wieder auf einen Bus warten (ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Busse vor meinen Augen losgefahren sind) oder auf den nächsten Zug im HB Richtung Hardbrücke.


    Ein weiterer Punkt waren die Verspätungen bzw. Ausfälle. Ja, die SBB ist da deutlich besser als die Deutsche Bahn. Aber auch hier gibt es jede Woche irgendetwas. Es läppert sich dann mit der Zeit.


    Kurzes Zwischenfazit: 1h20m mal 2 = 2h40m pro Tag unterwegs im Zug/Bus zwischen Arbeit und Wohnung (Basel <-> Zürich)


    Ich habe mir dann ein WG-Zimmer in Dübendorf besorgt. Somit hatte ich 15 Minuten von Haustür zum Arbeitsplatz, allerdings wieder nur im besten Fall. Auch dort: Züge die nicht kamen, Ausfälle wegen Personenschäden etc. Ich weiss noch, wie ich in Stadelhofen gestrandet war mit hunderten anderen Leuten am Feierabend. Irgendwann nach 50 Minuten kam dann doch endlich meine S-Bahn. Die Blicke der vielen anderen noch Gestrandeten waren eher uncool.


    Nun zum Thema Luzern. Wie lieberjott richtig geschrieben hat, verkehren regelmässig Züge zwischen Luzern und Zürich HB. Die 41 bis 50 Minuten sind aber auch wieder nur die halbe Wahrheit. Wir wohnen in LU auf der St. Leodegar Seite, nicht weit vom See. Trotzdem zeigt mir Google 1h19m an für die Fahrt zwischen meinem Wohnort und Zürich Hardbrücke. Ich war am Dienstag erneut bei diesem Kunden, habe aber das Auto genommen (50 Minuten vs. 1h19m). Ich denke es wären eher 1h30m pro Strecke (Stichwort Bus kommt sofort, wenn man an der Haltstelle steht; Verspätungen beim Zug etc.)

    Das wären also 3h pro Tag, die du nur mit Pendeln verbringst. Mir persönlich ist das zu viel.


    Was mir sonst noch einfällt: die Steuern in Bern sind höher als in Luzern. Zürich ist mit Quellensteuertarif etwas besser als LU, aber nicht so viel. Wenn man mehr verdient, nimmt sich Zürich und LU fast nichts (Zürich-City hat einen höheren Steuerfuss als Zürich Umland).


    Zug ist grundsätzlich gut um Steuern zu sparen, aber wie jan82 schon gesagt hat: dafür ist der Rest teurer. Ich hatte mir vor zwei Jahren am Landsgemeindeplatz mal eine kleine 50m2 Wohnung angeschaut, welche auch sehr günstig war. Habe ich aber leider nicht bekommen. Was ich von Bekannten mit Familien gehört habe: Zug ist relativ teuer, wenn man eine grössere Wohnung bzw. ein Haus braucht. Da dein Mann Alleinverdiener wäre, könnte das dann schon wieder knapp werden.


    Die hohen Preise sind wir aus Oberbayern schon gewohnt, auch was Immobilien angeht. Natürlich in der Schweiz nochmal teurer. Aber man verdient ja auch etwas mehr. Ich bin damals von "Preußen" nach Bayern gekommen und dachte, die Preise erschlagen mich. :)))

    Ich denke es kommt drauf an, wann du von Preussen nach Bayern gezogen bist. Wenn es mehr als 10 Jahre her ist (wovon ich ausgehe beim ältesten Kind mit 8 Jahren), dann hat sich da auch einiges geändert. Die Preise in Berlin sind auch deutlich teurer geworden, aber natürlich kein Vergleich mit München.


    Im Vergleich von Gehalt zu Kaufpreisen ist die Schweiz wahrscheinlich etwas besser im Vergleich zu München. Also was man netto verdient im Vergleich zu den Wohnungs- bzw Hauspreisen. Aber auch hier kennen die Preise in den letzten 20 Jahren nur eine Richtung, nämlich nach oben.

    Für eine 4-köpfige Familie werdet ihr vermutlich nichts Ansprechendes unter einer Million CHF finden. Nur so als Richtwert.

  • Ich finde Bern echt interessant, kreativ, urban und trotzdem traditionell. Habe auch sehr viele Familien gesehen. Habe Luzern aber als sauberer empfunden, ich persönlich finde das gut. Aber das ist ja echt subjektiv. Keine Ahnung, nach dem Urlaub machen wir mal eine Gegenüberstellung. Unis gibt es sowohl in Bern als auch in Zürich, aber auch in Luzern (nur (noch) nicht meinen Studiengang). Liebe Grüße und danke euch für eure Meinung. Wenn ihr noch weitere Tipps habt, sehr gerne. 😁

    Bern ist zweifellos sehr schön. Meine Frau schwärmt immer von Bern. Zu Luzern muss man wissen, dass sich das Stadtbild seit der Pandemie sehr stark verändert hat. 2019 wimmelte die Stadt noch so von asiatischen und fernöstlichen Touristen. Sehr voll, viele Reisebusse etc. Das war nicht so meins. Aktuell hat in meinen Augen die Stadt Luzern an Attraktivität gewonnen. Kommen die Massentouristen zurück kann sich das schnell wieder ändern. Natürlich ist das sehr subjektiv und viele Geschäftsinhaber, Hoteliers und Restaurantbesitzer wünschen sich die zahlungskäftigen Touristen zurück.

    Zug ist sehr International, weniger Schweiztypisch. Wenn man die Schweizer Kultur und die Schweizer mag wäre Bern der Vorzug gegenüber Zug zu geben.

  • Vielen Dank für euer Feedback welches mir sehr weiterhilft. Bezüglich Bern: Ist zweifellos eine echt tolle Stadt, aber wir wohnen momentan auf einem echten Kuhdorf. Für uns wäre eine grosse Stadt eine echte Umstellung, die ich mir nicht vorstellen kann.


    Pendeln müsste ich aber in Deutschland auch. Natürlich möchte ich gerne die Strecke so kurz wie möglich halten, da ich auch das mit den Verspätungen und Zugausfällen kenne. Es gibt nichts Nervigeres als wenn man im Winter irgendwo am S-Bahnhof steht und wartet.


    In meiner Idealvorstellung wäre es ein kleiner Ort am Vierwaldstättersee, von dem aus man nicht allzu lange pendeln müsste. Bedenken habe ich hier wiederum, wie man als deutscher Einwanderer in einer 1000-Seelen Gemeinde aufgenommen wird.

  • In Bern kann ich mir nicht vorstellen zu leben, das ist zu groß und das Wasser fehlt dann doch.

    Vom Wasser hatten wir diesen Sommer sogar fast zuviel :winking_face: Sowohl von oben, als auch in der Aare. Aber gerade die Aare ist der Hammer.

    Unser erster Besuch in Bern, damals haben wir regelmässig Urlaube am Zürichsee verbracht, war bei schlechtem Wetter, mit quengelnden Kindern, Stau auf der Autobahn usw.. Danach war Bern für uns erst mal sehr uninteressant (gelinde gesagt).

    Dann kam, gut 12 Jahre später ein Stellenangebot und ein neuer Versuch - im Sommer 2020 und bei schönem Wetter - die Aare wurde ausgiebig bebadet und beböötelt und ist für mich eins der Highlights der Stadt. Die Stadt ist sehr chillig und relaxed. Wir fühlen uns auch sauwohl, wohnen 30 Velominuten entfernt auf einem kleinen Dorf mit rund 1000 Einwohnern (nach 25 Jahren Berlin). Wir lieben es!

    Die Mundart in Bern ist definitiv noch eine Herausforderung, der man sich bewusst sein sollte. Einiges an Lautverschiebungen. Dafür ist die Lage grossartig, jeweils eine Autostunde von Basel, der Jungfrauregion, dem Jura und dem Genfer See - die frankophone Schweiz vor der Tür, ein extrem hoher Freizeitwert (neben Stadt und direkte Umgebung).

    Genug Werbung für Bern. Ihr werdet das selber bestimmt gut entscheiden.

    Beste Grüsse

    tobi

  • In meiner Idealvorstellung wäre es ein kleiner Ort am Vierwaldstättersee, von dem aus man nicht allzu lange pendeln müsste. Bedenken habe ich hier wiederum, wie man als deutscher Einwanderer in einer 1000-Seelen Gemeinde aufgenommen wird.

    Diesen Ort gibt es leider nicht. Generell gibt es am Vierwaldstättersee nicht allzu viele verkehrgünstig gelegene Orte. Am ehesten wären das noch Meggen (1h3m), Küsnacht SZ (1h7m) oder Brunnen (1h9m). Das sind jeweils die besten ÖV-Verbindungen, also der absolute Optimalfall. Orte wie Weggis oder Vitznau liegen noch ungünstiger (1h32m). D.h. du wärst dann 2.5 bis 3h jeden Tag unterwegs.


    In Meggen, Weggis oder Vitznau gibt es viele Zugezogene, von daher wäre das vermutlich nicht so problematisch mit der Aufnahme. Brunnen kam mir persönlich nicht zu offen vor, aber ich war nur zwei- oder dreimal dort bisher.