Pleitewelle? - Wie Vorgehen wenn der Arbeitgeber keinen Lohn zahlt?

  • Aus aktuellem Anlass möchte ich gerne an dieser Stelle Informationen sammeln wie man vorzugehen hat wenn die Lohnzahlung ausbleibt. Leider bin ich aktuell selbst davon betroffen. Mein Arbeitgeber ist mir das 12. und 13. Gehalt schuldig geblieben und so wie es aussieht wird die Insolvenz bald folgen.

    Die Informationen die ich bisher im Netz gefunden habe beschreiben das Vorgehen wie folgt:

    Schriftliche Mahnung mit Frist von 7 Tagen. Das Schreiben geht heute per Einschreiben raus. Danach beim Betreibungsamt eine Betreibung einleiten. Wenn dies alles nicht fruchtet Anwalt hinzuziehen und ausserordentliche Kündigung? Bei Insolvenz und sofern man keinen Formfehler begangen hat dann hoffentlich Lohnentschädigung über die Arbeitslosenversicherung?


    Ich hoffe die ganz grosse Schlammschlacht bleibt mir erspart. Leider ist mein Arbeitgeber / Chef in dieser blöden Situation sehr schlecht in der Kommunikation um nicht zu sagen er verweilt im Ausland und schreibt widersprüchliche What`s app. Wenn die finanzielle Lage angespannt ist könnte ich als Arbeitnehmer ja mit der einen oder anderen Massnahme leben. Nur habe ich keine Lust mich anlügen zu lassen und von einem auf den anderen Tag vertröstet zu werden.

    Soweit dies auch als kleine Warnung. Bleibt wachsam und schaut das in den Zeiten drohender Insolvenzen nicht zu viele Forderungen offen sind.

  • Oh das ist blöd, mein "Beleid". Hatte auch einen Kollegen mit einer solchen Geschichte und der hatte noch jahrelang danach zu kämpfen, ausstehende Zahlungen auch zu erhalten.


    Ich würde mich auch an die zuständige AHV-Stelle und Pensionskasse wenden und prüfen, ob die Beiträge auch tatsächlich gezahlt wurden!

    Wäre nicht das erste Mal, dass die Sozialbeiträge schon viel länger gar nicht mehr gezahlt wurden.


    Aber meines Wissens gibt's da wohl ein Procedere um sicherzustellen, dass man als Arbeitnehmer nicht unverschuldet in einen Nachteil durch vom Arbeitgeber unterschlagene Sozialbeiträge gerät.

  • Ich gehe davon aus das die Sozialbeiträge in Vergangenheit nicht ordnungsgemäss gezahlt wurden. Die Lohnzettel kamen in Vergangenheit sporadisch und mängelbehaftet. IK-Auszug bei der AHV habe ich gestern schon online bestellt. Bei der Pensionskasse erreicht man natürlich zur Zeit keinen. Alle in den Ferien.


    Ich werde sehr wahrscheinlich auch die nächsten Monate mit dem Schlamassel zu tun haben. Ich berichte an dieser Stelle von der Entwicklung.

  • Noch ein kleiner Kommentar, falls $du nicht schon längst selbst auf die Idee gekommen bist:


    Sichere die WhatsApp Nachrichten. Am besten als Screenshot, damit Du die zur Not im Rechtsstreit vorlegen kannst!!!

  • Vielen Dank für Eure Tips. Es gibt so vieles zu bedenken und abzuwägen momentan, da hilft mir Euer Input sehr.


    Die What`s app und andere Beweise das ich meiner Arbeit weiter nachgegangen bin habe ich gesichert. EMails und Briefverkehr gibt es nicht zu sichern, da auf diesen Kanälen nichts kommuniziert wird. Ich denke aber es ist ein schmaler Grad zwischen Beweissicherung und Datenschutz oder Betriebsgeheimnissen?

    Werde jetzt ohnehin einen Rechtsbeistand hinzuziehen. Habe schon Kontakt mit einem Anwalt der mich vertreten wird. Ich muss ihm 1.000,- CHF Vorkasse zahlen, dann kanns losgehen. Ich werde nächste Woche wenn meine Frist die ich per Einschreiben gesetzt habe (13.01.) ausgelaufen ist und der Lohn immernoch nicht eingetroffen ist, ihm das go geben. Es wird auch hauptsächlich um das Thema fristlose Kündigung meinerseits in einem rechtlich einwandfreien Rahmen durchzuziehen gehen.

    Bezüglich der Pensionskassenbeiträge gibt es schon mal positive Nachrichten. Wie schon zuvor von Kutscher geschrieben wurde sind die Pensionskassensparbeträge gesichert auch wenn der arbeitgebe rsie nicht eingezahlt hat. Die Pensionskasse kommt dann dafür auf und holt sich diese Beiträge dann auf dem Rechtsweg vom Arbeitgeber. Habe zwar noch nicht den offiziellen Versicherungsausweis der Pensionskasse per 31.12.2022 erhalten jedoch kam heute eine eMail mit der sie mir die Sparguthaben für dieses Jahr in vollem Umfang bestätigt haben. Ich nehme an sie werden die ausstehenden Beiträge bei meinem noch Arbeitgeber einfordern?

  • BonjourSuisse

    Ich bin ehrlich gesagt schockiert über das Verhalten Deines Chefs.

    Wünsche Dir viel Kraft und Erfolg beim Kampf gegen die Ungerechtigkeit.

    Nach so einer Erfahrung ist man einfach schlauer, sieht genauer hin bei der Suche nach einem neuen Job/Chef.


    Aus diesem Grund fühle ich mich im Spital einfach besser aufgehoben, auch wenn nicht immer alles wirklich gerecht ist. Das Gehalt wird pünktlich gezahlt.

  • Danke für Deinen Zuspruch. Generell möchte ich nicht gegen Ungerechtigkeiten kämpfen sondern ich kämpfe für mein Recht. / meinen Lohn. Zukünftig muss ich einfach noch mehr aufpassen solchen Arbeitgebern aus dem Weg zu gehen. Die Ungerechtigkeiten können gerne die Institutionen und deren Mitarbeiter die dafür bezahlt werden bekämpfen. Meine Lebenszeit opfere ich nicht für so was.

  • Die Ungerechtigkeiten können gerne die Institutionen und deren Mitarbeiter die dafür bezahlt werden bekämpfen.

    Nachdem ich bisher doch fast alle Ungerechtigkeiten/Widrigkeiten in ziemlich allen Bereichen (privat, beruflich oder mit Vermietern), auf meine Art und Weise bekämpft habe, einige Einbüssen habe hin nehmen lassen und ich mich nicht gerne streite, habe ich meine Rechtschutzversicherung gekündigt :smiling_face_with_halo:

    Ganz einfach aus dem Grund, weil mir dafür meine Zeit und das Geld viel zu schade ist.


    Einer meiner Chefinnen habe ich nach Ende meiner befristeten Anstellung einen freundlichen Brief mit der Aufstellung meiner geleisteten Überstunden geschrieben. Einige Zeit später ging auf meinem Konto die Einzahlung ein. Die Ärztin hatte eine eigene Praxis, hat bis weit über 70 noch praktiziert, keinen Nachfolger gefunden. In letzter Minute hat sich dann wohl jemand gemeldet. Ein sogenanntes "Ärztenetzwerk" - Mein Arzt Schweiz - Inzwischen gibt es diese Gruppe nicht mehr. Kurz nachdem im TV ein Bericht kam, dass der Geschäftsführer alle hinters Licht geführt hat, Ärzte und Personal wurden über den Tisch gezogen. Personal wurde u.a. mit hohen Gehältern angelockt...

    Das ist nur eines von 4 Erlebnissen mit Arbeitgebern in den ersten 5 Jahren in der Schweiz.


    Man kann noch so wachsam und aufmerksam sein, die Ungerechtigkeiten kommen oft erst später zum Vorschein. Die Erfahrung habe ich immer wieder gemacht. Auch jetzt am Spital, trotzdem fühle ich mich dort sicherer!

    Es gibt zwar keinen Betriebsrat (wie in Deutschland), aber eine Personalkommission und ein Betriebliches Gesundheitsmanagement.

    Letzteres habe ich vor einiger Zeit in Anspruch genommen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, dass in unserem Team einer nach dem anderen weg gemobbt werden sollte. Auch ich fühlte mich davon betroffen. Ich bin noch da! Zwei andere Kolleginnen sind ausser Gefecht gesetzt, Burnout!!!

    Nicht nur, dass Personalmangel herrscht, man macht sich untereinander noch das Leben schwer.

    Das ist die moderne Arbeitswelt!

  • Es gibt im Arbeitsleben immer wieder Ungerechtigkeiten. Diese werden wir nicht aus der Welt schaffen können. Genau wie Du es beschreibst, habe ich schon viele dubiose Inhaber von Arztpraxen gesehen und am Eigenen Leib gespürt was es heisst dort zu arbeiten. Ich tröste mich dann immer damit, dass ich gesund bin und zumnidest in so einem Konstrukt nicht auf der Patientenseite stehe.

    Noch kurz ein Satz zur modernen Arbeitswelt. Schau Dir den Film Work hard play hard (

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    ) an. Der Film sagt alles darrüber aus wie das humane Kapital einer Firma ausgepresst wird. Wie Deine Kollegen bleiben einige mit Burnout dabei auf der Strecke.

    Also genug Off Topic. Ende dieser Woche gebe Neuigkeiten zu meinem Fall hier durch.

  • BonjourSuisse

    Wenn das humane Kapital in den Firmen des Gesundheitswesens ausgepresst wird?

    Wie sollen kranke Menschen, gesund gemacht werden, wenn das Personal selber krank ist oder krank gemacht wird??? Diese Fragen beschäftigen mich seit vielen Jahren! Bestimmt nicht nur mich!

    Ebenso wie für mich nicht erklärbar ist, dass Du Deine 2 Monatsgehälter nicht bekommen hast?

    Die Praxen und Krankenhäuser sind doch wieder überfüllt!


    Ich habe mir den Film nicht angesehen. Ich erlebe, so wie Du und viele andere täglich die Realität.


    Gestern bin ich aus den (unbezahlten) "Ferien" zurück gekommen. Ich war bei meinen Eltern in Deutschland zu "Besuch". Tatsächlich habe ich 24h Entlastungspflege für meine Familie und den ambulanten Pflegedienst (Personalmangel) geleistet...


    Die Stadt gleicht einer Geisterstadt. Der Kaufhof, in dem ich 10 Jahre als Schaufensterdekorateurin gearbeitet habe, ist seit Anfang Jahr geschlossen... Kein Magnet mehr, der die Menschen in die Stadt zieht. Immer mehr kleine Geschäfte sind ebenso von der Oberfläche verschwunden. Seit man im Internet einkaufen gehen kann...

    Spätestens jetzt wäre ich Arbeitslos geworden, mit 56 Jahren. Nur gut, dass ich mich vor 20 Jahren als Arzthelferin habe umschulen lassen. Ich habe nach einer sinnvollen Tätigkeit mit Menschen gesucht, denn krank sind die Menschen immer, dachte ich mir dabei :winking_face:

    Mein Besuch in der "Nordsee" (die gibt es nämlich nicht mehr in Zürich Hbf.) war ähnlich deprimierend. Es war dunkel und kalt, nur 3 Kunden sassen verteilt an den Tischen, 2 Mitarbeiterinnen haben bedient und den Abwasch gemacht... Wenn ich mir vorstelle, was dort immer los war.

    Ein anderes Restaurant, welches in alten Zeiten immer gut besucht war (auch von mir regelmässig).

    Hat nur noch von 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr geöffnet...

  • Also nun zum aktuellen Stand.

    Ich habe so wie es allgmein empfohlen wird einen eingeschriebenen Brief mit der Lohnforderung inklusive Frist von 7 Tagen geschickt. Diese erste Frist ist verstrichen, ohne das der Arbeitgeber reagiert hat. Zwischenzeitlich bin ich fleissig weiter arbeiten gegangenen und habe Beweise dafür gesichert. Nun habe ich einen weiteren eingeschriebenen Brief zur Erinnerung der Lohnforderung geschickt mit 3 Tages-Frist und Ankündigung der Arbeitsniederlegung falls die Lohnzahlung nicht eintrifft.

    Nächste Woche geht`s dann wahrscheinlich mit einer Arbeitsniederlegung und Betreibungsbegehren weiter?