Beiträge von home of the heart

    Hm, aber ich dachte Vorteil wäre auch, dass ich Hochdeutsch kann?

    Das kann hier jeder, der in der Schule war ;). Ich vermute, dass die Arbeitgeber tendenziell jemanden bevorzugen, der Schweizerdeutsch spricht, weil es für die KundInnen sympathischer ist. Es gibt sicherlich Jobs, bei denen der Kudenkontakt wichtiger oder weniger präsent ist. Und in manchen Bereichen (z. B. Tourismus) ist das Schweizerdeutsch nicht entscheidend.

    Das sind nur etwas andere Begriffe (und Auslassungen) für das immer gleiche rechte Narrativ, die angebliche „Jüdische Weltverschwörung“.



    Wegen solcher Ideologie und Ansichten wurden schon mal Millionen Menschen vertrieben und umgebracht.

    lieberjott,


    ich möchte folgendes klarstellen:

    • ich bin einerseits dankbar für das sehr heftige spiegeln meines Posts, andererseits überrumpelt und öffentlich in Verbindung mit dem Holocaust gebracht zu werden fühlt sich nicht nach der respektvollen Behandlung an, die ich mir wünsche und auch zu geben versuche.
    • Ich hätte mir einen Zwischenschritt als Rückfrage gewünscht, wie das gemeint ist. Deine Interpretation (und absolute Formulierungsweise) teile ich nicht. Was meinst du... Passiert dir hier nicht eine selektive Wahrnehmung und Interpretation, also das, was du kritisierst?
    • es stimmt: die (zwar recht vorsichtig formulierten) Aussagen sind (auch in der Kürze) sicherlich zu einseitig und zu verallgemeinernd. Und ich würde das nun nicht mehr so formulieren. Den Begriff Finanzoligarchie habe ich in einem Interview im Bayrischen Rundfunk mit Jean Ziegler gehört. Das ist sicherlich auch eine Person über die man diskutieren kann, in die von dir eröffnete Kategorie passt er aber bestimmt nicht.
    • Sind wir uns einig, dass die Art und Weise wie Geld und Wirtschaft heute funktioniert viele Probleme verursacht und wir durchaus darüber nachdenken und dies auch kritisieren können?
    • Ich selbst wollte eine bestimmte Tendenz ansprechen, dass politische Prozesse verstärkt von der Wirtschaft beeinflusst oder gar dominiert werden. Dass dies nicht nur ich so sehe wurde deutlich z. B. in Protesten der Occupy Wallstreet-Bewegung deutlich oder an den erfolgreichen Protesten rund um das Freihandelsabkommens TTIP.

    Amadeus hat einen mir wichtigen Aspekt genannt. Mir ist es wichtig, mich immer wieder frei von Dogmen und Ideologien zu machen. Und ich denke, dass es in allen spirituellen Richtungen eine Tiefe gibt, die uns da hin führen kann und wir Menschen uns frei von Kategorien und mit offenen Herzen begegnen.

    ...global umspannende Real-Politik...

    Mir kommt es manchmal so vor, als hält sich eine fast feudale Vorstellung, dass die Nationalstaaten die größten Mächte sind. Tatsächlich driften wir wohl immer mehr in eine Finanzoligarchie und die Weltmacht sind Investmentbanken, Hedgefonds, Schattenbanken, Ratingagenturen und weiterer Akteure...

    Flüssiger Start

    Im Juni 2022 bin ich ins Bündner Land in ein idyllisches Dorf in die nähe von Chur gezogen. Meine Situation war aus mehreren Gründen ziemlich offen:

    • Die Situation an meinem letzten deutschen Arbeitsplatz (Brief- und Paketzusteller) wurde wegen Personalmangel und Sparmaßnahmen immer angespannter, sodass ich dachte, es könne wo anders eigentlich nur besser werden.
    • Meine Partnerschaft ging zu Ende, Freunde hatte ich an dem letzten Wohnort kaum
    • Somit war auch die Frage, wie (und wo) ich weiter wohnen will
    • Nach einem total spannenden Aufenthalt als Working Guest in einem alternativen Schweizer Seminarhaus war ich neugierig, was in diesem Land noch so wartet.

    Zudem das Thema Corona: Es wird niemand von uns in seiner Gänze fassen können – ich entschied mich auf jeden Fall, dass mir für meine Gesundheit eine möglichst angstfreie Umgebung am besten tut und die Schweiz erlebte ich als eine Brise sanfter und schneller wieder zurück von den einschneidenden Maßnahmen.


    Als ich mich im März dafür entschieden hatte und einige Bewerbungen als Zusteller für Briefe und Pakete rausschickte, ging es ruck zuck: bald hatte ich ein Bewerbungsgespräch am Telefon und kurz darauf war ich in traumhafter Bergkulisse Probearbeiten. Mir gefiel, wie viel Zeit sich zum gegenseitigen Kennenlernen genommen wurde. Ich sah, dass es zwar ein hohes Arbeitspensum und eine aufwändige Tourenvorbereitung gab (Werbung sortiere ich Blatt für Blatt von Hand vor), aber ich erlebte einen wesentlich geordneteren Ablauf als das Chaos bei meinem Deutschen Arbeitgeber. Zwischen den Zeilen hörte ich aber schon auch, dass es auch hier schwer ist, geeignete Leute zu finden. Die günstige, stilsichere Wohnung fand ich an nur einem Wochenende! Mehr Zeit hätte ich auch nicht gehabt. Es wurde eine (sozial eher zweckmäßige) 2er WG mit Kachelofen in einem idyllischen Dorf in der Bündner Herrschaft.


    Meinen Abschied in Deutschland feierte ich wie in einem Postboten-Traum: Ich lud meine ganze Zustelltour in den Biergarten ein – um noch einmal gemeinsam auf das tolle Dorf anzustoßen. Meine Lust zu tanzen war erwacht, sodass ich dort zum gemeinsamen Tanz einlud. Wie zur Krönung bekam ich dann noch einen richtigen Schweizer Jodler mit auf den Weg. Fühlte sich sehr euphorisch an!


    Schwindende Euphorie

    Im Job kam ich dann in ein anderes Team wie ursprünglich geplant war. So bekam ich einen Bezirk mit Wohnblöcken statt Einfamilienhäusern an Berghängen. Die Einarbeitung war für mich eher bedächtigen Typen recht mühsam, zeigte sich doch, dass ich mit der Menge und der Zeiterwartung überfordert war. Kaum hatte ich mich halbwegs an die Tour gewöhnt, wurde sie vergrößert, sodass ich diese 30-45 Minuten auch noch in der Regelzeit unterbringen können sollte. Es stellte sich zwar etwas Routine ein und irgendwie kam ich auch durch die erste Weihnachtszeit. Die Anforderung des Arbeitgebers bleibt aber weiter höher, ich sollte eine Stunde am Tag schneller sein. Das ist bitter. Ich arbeite im Laufschritt, rede mit keinem Kunden und bemühe mich jeden Tag. Am Ende der Zustellung schaue ich aber dann doch meist in ein langes Gesicht, weil ich hätte schneller sein können. Es mischt sich ein Gefühl aus Frustration und nicht so recht akzeptiert werden.

    Von meiner 80% Stelle kann ich als junger, gesunder Mensch derzeit bescheiden leben. Wenn ich keine überraschenden Ausgaben habe, bleiben pro Monat 500-1000 Franken auf dem Konto übrig. Nach Fülle fühlt sich das nicht an, denn im Notfall muss ich ja zu großen Teilen für meine Gesundheitskosten aufkommen und das Auto Instand halten. Trotz schwindender Euphorie halte ich weiter im Job durch. Und jetzt kann ich klar sagen:


    Die beruflichen und persönlichen Themen wandern mit aus.

    Ich bin kein geborener Zusteller, mit meinem Studium im sozialen Bereich schaffte ich es nie so recht etwas anzufangen und wirklich gute Ideen in eine berufliche Größe (oder Entspanntheit) zu kommen habe ich gerade keine. In der Leistungsorientierten Schweiz habe ich mir nun eine große Herausforderung gesucht, einen guten weiteren Berufsweg zu finden. Die tolle Lebensgemeinschaft, die ich mir manchmal vorstelle... die gerne hätte dass ich bei ihnen einziehe und gleich noch einen tollen Job für mich hat… die habe ich hier leider auch noch nicht gesichtet.

    Als Single fühle ich mich hier oft allein, die 2er WG ist sehr zweckmäßig. Wirklich freundschaftliche Kontakte aufzubauen, das braucht wohl noch etwas Geduld. Frauen scheinen hier in Graubünden entweder bereits vergeben oder haben sich fest im Singlesein eingerichtet... :winking_face: Trotzdem ist der private Bereich mein Highlight:


    Tanzen, Yoga und Wein

    Es fing leise in Deutschland an, so richtig habe ich ihn dann aber erst in der Schweiz entdeckt: Freien Tanz (5 Rhythmen, Ecstatic Dance, u. ä.). Meist barfuss, manchmal in Kirchen immer in wohlwollender Atmosphäre. Rauskommen aus dem Kopf. Wenn es Begegnung gibt, genieße ich den nonverbalen Kontakt, das Spiel von Nähe und Distanz und dabei die Menschen ganz wesentlich wahrzunehmen. Das Tanzen in Chur, manchmal auch Zürich, Luzern und St. Gallen rettet mich über einsame und frustrierende Momente, gibt mir Energie. Und ich lerne Leute kennen: Meine besten Bekanntschaften sind hier übers tanzen entstanden und es gibt sehr herzliche Begegnungen. Silvester wurde ich zu einer Veranstaltung eingeladen und durfte unkompliziert mit den drei Schweizer Tänzerinnen im Jugendherbergszimmer übernachten. Ein anderes Highlight war, dass ich in meinem Dorf eine tolle Yogalehrerin fand, bei der ich auch noch bei der Weinernte mithelfen konnte.


    Die magische Quelle

    An einem eher traurigen Tag machte ich mich zur Tamina-Quelle auf. Von diesem Naturwunder war ich total berauscht. So wanderte ich dann durchs nächste Dorf und wie von Zauberhand blieben meine Augen an einem Plakat hängen. Im Dorf gab es eine Veranstaltung, zufällig an diesen Abend. Ich ging dann hin und lernte eine Gruppe Frauen kennen, die gerade einen Verein gründeten. Und wie es nun aussieht, kann ich dort mitmachen und unter dem Verein eigene Angebote machen, rund um Spiritualität und Meditation. Solche Reihungen von Zufällen hatte ich bei meinem Schweiz-Unternehmen öfter. Ob nun magischer Rückenwind oder Glück, ich nehme beides weiter an und geh meinen Weg hier weiter...

    Normalerweise endet die Gesetzliche Krankenversicherung auch mit dem Ende eines Beschäftigungsverhältnisses. Du wirst danach aufgefordert, dich "freiwillig" zu versichern. Dies wird mit deiner Auswanderung hinfällig. Du kannst ihr ja einfach deine neue Adresse mitteilen und ein Datum dazu.


    Tipp: Lass dir von der deutschen Krankenkasse gleich alle Arztbesuche und Krankschreibungen der letzten 5-10 Jahre auflisten - du wirst ggf. bei einer etwaigen Zusatzversicherung darauf zurückgreifen.

    Habe ja mal Soziale Arbeit studiert und überlege, mir den Abschluss anerkennen zu lassen. Weiss jemand zufällig, ob es eine Frist dafür gibt, Nachleistungen zu erbringen? Ich schätze, dass ich ein Seminar zum Thema Sozialsystem in der Schweiz besuchen müsste.

    Da hier ja auch die Inflation angesprochen wurde, bin zufällig auf einen Artikel dazu gestoßen (von einer Berliner Website). Dort wird thematisiert, warum es in der aktuellen Situation ausgerechnet in der Schweiz eine verhältnismäßig niedrige Inflation gibt im vergleich zu EU Ländern wie Deutschland.


    Als Gründe werden u. a. genannt: Der Starke Schweizer Franke, weniger Abhängigkeit von fossilen Energieimporten oder die bereits schon hohen Lebensmittelpreise.


    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/inflation-schweiz-niedrig-preise-stabil-das-sind-die-gruende-energie-franken-zoelle-d/

    Lieber Timo, lieber Hannoveraner,


    das hier ist ja ein Auswanderforum und ich finde es toll sich darüber auszutauschen. Dazu gehören unterschiedliche Meinungen. Ich fände sehr schade, wenn persönliche Angriffe hier Raum einnehmen. Schöner fände ich es, wenn wir aufs Thema bezogen miteinander unsere Erfahrungen teilen. Spricht euch das auch an?

    Ich arbeite ja derzeit als Zusteller für ein großes, bekanntes Unternehmen in der Schweiz. Die Arbeitszeit wird korrekt erfasst, Pausen in der Regel genommen, Überstunden werden als Ausgleichstage vergütet. Wann die sind, entscheidet das Unternehmen und an solchen Tagen muss man einsatzbereit bleiben, um bei Personalmangel einspringen zu können.


    Die Regelarbeitszeit mit 7,5 Stunden am Tag klingt zwar easy - diese Zeit ist aber so kompakt, dass es außer 15 Minuten Pause volle Konzentration und Anstrengung bis Hektik braucht. Meistens ist am Nachmittag noch etwas für den nächsten Tag vorzubereiten, sodass es länger wird. Bei den Teamleitern bricht dann nicht selten Ungeduld aus, denn es sollte ja alles nicht so lang dauern. Manchmal werde ich regelrecht heimgescheucht, dass ich nicht zu viel Überzeit anhäufe. Ah ja, und es ist eine 6-Tage-Woche.


    Generell würde ich sagen, dass in der Schweiz eine hohe Arbeitsmoral herrscht. In Bayern wäre die Stimmung schon längst ins rebellische gekippt, wenn z. B. ein Zustellbezirk mal wieder vergrößert wird, also mehr Arbeit in der gleichen Zeit gefordert wird. Hier wird einfach noch schneller gearbeitet.


    Das bezahlen aber viele Leute mit ihrer Gesundheit, ich hörte im Team von so manchen Diagnosen und auch von Leuten, die aus gesundheitlichen Probleme nicht mehr im Betrieb aufgetaucht sind.


    Also... Ich frag mich auch grad, obs in diesem Land einen halbwegs entspannten Job gibt.... :winking_face:

    In deinem letzten Beitrag sehe ich nun viel mehr deine Motivation. Ich verstehe dich so, als ob du dich schon entschieden hast, und du den Rest notfalls passend machst. Herzlichen Glückwunsch :winking_face:


    Für deine Thermenbesuche kann ich Bad Ragaz empfehlen. In einem Spa war ich zwar noch nicht, aber die Taminaschlucht mit ihrer Quelle finde ich als Naturbegeisterter total berauschend...! Ein Naturwunder.


    Anmerkungen zu deinem Rechenbespiel :

    • ich würde noch einiges mehr pro Auto rechnen, nicht nur Benzin. Zwar finde ich die Autoversicherung hier niedrig (habe eine Teilkasko für 35 Fr/Monat) aber die Steuer vergleichweise hoch (bei mir ca. 50 Fr / Monat). Autoteile bei Reperaturen sind zwar teurer aber trotzdem noch nahe an deutschen Preisen. Doch: sobald dieses Teil jemand anrührt, kommen die Schweizer Lohnkosten drauf...
    • Neben der Autoversicherung hast du auch sonst keine Versicherung aufgeführt.
    • Bis die ganzen Dokumente da sind, Gebühren bezahlt und Autos eingeführt (ggf. noch für die MFK Prüfung repariert), Wohnung eingerichtet können auch schnell ein paar Tausend Euro für den Start zusammenkommen.