Bin in den achtziger Jahren aus familiaren und beruflichen Gründen aus Nordbaden in die Schweiz gezogen.
Meine Tätigkeitsfelder waren Beratungs-Dienstleistungen in IT & Organisation. Ich bin viel herumgekommen bei KMU's und Grossbetrieben von Basel über Zürich bis nach Bern und teils in die Westschweiz.
Die vorherrschende Mentalität war eines der dominierenden Themen. Die Schweiz ist sehr heterogen und man mag sich untereinander auch nicht selten kaum. Ich brauchte längere Zeit der Erkenntnis, bis ich dies nicht immer nur auf meine Abstammung aus dem 'grossen Kanton' bezog.
Sagt das Kamel zum Pferd nach ein paar Wochen Aufenthalt in einer (hier mentalen und emotionalen) Wüste verständnislos: "Was hast Du denn für ein Problem?"
Natürlich hat das Kamel aus seiner Sicht völlig recht. Was hat auch ein Pferd ausgerechnet hier in der Wüste zu suchen.
Die Schweiz war über eine sehr lange Zeit bettelarm. Ein ehemaliges 'Verdingkind' hat mir einmal in einem langen Gespräch den vor Jahrzehnten herrschenden extremen materiellen Mangel und die brutale Härte der Lebensumstände zwischen den diversen Schichten in der Bevölkerung anschaulich beschrieben.
Dann, vor allem ab Mitte des letzten Jahrhunderts erfolgte der steile wirtschaftliche Aufstieg teils verursacht durch eine Art Windfallprofite aus zwei Weltkriegen (z.B. über die enormen Fluchtgelder im Bankensektor und den damit anhaltend tiefen Zinsen), der Neutralität i.V. mit Trittbrettfahrerei, dem Mangelbewusstsein verbunden mit einer sehr ausgeprägten Sachorientierung (z.B. in Form von Geld und materiellem Eigentum) sowie Fleiss und Disziplin.
Ein bekannter deutscher Satiriker hat in den achtziger Jahren aus meiner Sicht eine sehr passende Umschreibung dafür gefunden: "Es herrscht eine steinharte Bürgerlichkeit".
Damit sollten Europäer aus anderen Ländern auch heute noch rechnen, was jedoch vielen nicht dauerhaft gelingt, obwohl sich inzwischen einige Verhaltensweisen nivellierten.
Gerade von den Portugiesen ist bekannt, dass sie nach dem Renteneintritt massenweise in ihr Heimatland zurückkehren.
Ich wählte einen Mittelweg und wechselte im Ruhestand, wenn auch aus meiner Perspektive viel zu spät in die Ostschweiz, welche bekanntermassen an Orte wie Bregenz oder Konstanz grenzt.
Zahlreiche gesellschaftliche Aktivitäten in grenzüberschreitenden Gruppen vor allem mit Deutschen und teils auch Schweizern machen viel Spass und lassen einen befreit durchatmen
Eine von Fesseln gelöste Kommunikation macht mir inzwischen deutlich, wo lange Jahre der gravierende Mangel lag.
Eric