Und dann war es tatsächlich soweit... wir hatten einen "Vorgeher" - der Bruder meines Mannes mit seiner Freundin. Von einen Tag auf den anderen hiess es, wir ziehen in die Schweiz. Alle aus der Familie (wohlgemerkt aus beiden Familien) schüttelten nur den Kopf und sagten, was für ein Risiko man da auf sich nehmen würde. Aber wie das mit so jungen Leuten so ist, die wollten mit dem Kopf durch die Wand und haben Nägel mit Köpfen gemacht. Innerhalb von ein paar Wochen waren sie weg. Wir haben alle blöd aus der Wäsche geguckt, und Schwager und zukünftige Schwägerin belächelt. Ach, wartet mal, die sind ruckzuck wieder da.
Pustekuchen.
Dann hörten wir nur noch aus der Ferne: Hier ist es toll, wir verdienen viel Geld, wohnen da wo andere Urlaub machen...kommt doch auch her. Arbeit gibts genug, Wohnungen auch und die Umgebung ist einfach traumhaft.
Ja.Toll. Aber nein. Die Kinder. Die Eltern. Die Enkelkinder. Die Unsicherheit in unserem Alter einen guten Job zu finden. Die Angst. Die Gewohnheit. Der Alltag.
Diese Gespräche zogen sich über 3 Jahre. Wir waren schon ein bisschen neidisch, denn denen ging es gut. Wir kratzten seit Jahren am Existenzminimum. Mein Mann arbeitete sich als Dachdecker den Rücken krumm und ich hatte meinen Job vor einigen Jahren verloren und war in ein tiefes Loch gefallen, aus dem ich nur schwer wieder rausklettern konnte - und hielt mich mit Mini-Jobs über Wasser.
Na ja, aber Verwandte in der Schweiz zu haben hat doch auch seinen Reiz. Man kann doch mal kurz rüber zu Besuch - auf ein langes Wochenende. Das haben wir dann in den 3 Jahren ca. 3-4 mal gemacht und dann hiess es auf einmal für meinen Mann: Bruderherz, ich habe mit meinem Chef gesprochen. Du kannst bei uns in der Firma anfangen. Temporär. Ab sofort. Du kannst bei uns wohnen und deine Frau bleibt erst noch in Deutschland. Kein Risiko. Keine grossartigen Kosten. Testen, ob es funktioniert.
Ja, wenn man das Silbertablett bekommt, dann muss man es greifen. Und ein bisschen Mut braucht man. Und eine Familie, die zusammenhält.
Gesagt. Getan.
Im Oktober wurde darüber gesprochen. Und Mitte Dezember ist mein Mann dann mit einem Koffer Klamotten zu seinem Bruder gezogen. Das erste Weihnachten seit über 20 Jahren getrennt voneinander gefeiert. Jetzt fing unser neues Leben an.
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