Folge 4 von "Das gibt es nur in der Schweiz"
Beim 4. Teil der beliebten Serie "Das gibt es nur in der Schweiz" sind wieder viele Ideen aus euren Kommentaren mit eingeflossen. Es gibt wieder viel zu staunen und Gründe stolz auf die Schweiz zu sein.
Im Folgenden findet ihr den Inhalt des Videos auch in Textform. Unterhaltsamer und Bildreicher ist natürlich das Video.
Den meist fotografierten Berg der Welt
Das 4'478m hohe Matterhorn zählt zu den schönsten und meistfotografierten Bergen der Welt. Mit seiner charakteristischen Form ist es auch eines der bekanntesten Wahrzeichen der Schweiz. Das Matterhorn befindet sich an der Grenze zwischen Schweiz und Italien.
Jedes Jahr versuchen etwa 3'000 motivierte Bergsteiger, die nahezu perfekte Pyramidenform zu erklimmen. Einfach ist die Besteigung aber nicht. Jeder Dritte muss dabei unverrichteter Dinge wieder aufgeben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bis zur Erstbesteigung des Berges jede Menge erfolglose Versuche unternommen worden. Schliesslich gelang es 1865 dem Briten Edward Whymper im achten Versuch den Berg bezwingen. Der Preis dafür war hoch. Beim Abstieg stürzten 4 seiner 7 Kameraden tödlich ab.
Wer nicht den Berg bezwingen will und ihn lieber sehen möchte, freut sich rundum das autofreie Zermatt über traumhaft schöne Wanderwege. Im Winter lockt für mich meiner Meinung nach eines der schönsten Skigebiete der Schweiz. Wenn auch sicher nicht das günstigste. Den besten Blick auf das Matterhorn hat man von der Plattform des gegenüberliegenden "Klein Matterhorn", welches man ganz bequem per Seilbahn erreicht. Gleichzeitig befindet man sich dann in diesem Fall auch auf der höchsten Bergstation Europas.
Weltweit grösste Halfpipe
Snowboarder und Freestyle-Begeisterte sollten unbedingt einmal zum Big Beast of LAAX im Kanton Graubünden. In einem der beliebtesten Skigebebiete der Schweiz befindet sich die grösste Halfpipe der Welt. 6.90 Meter hoch, 200 Meter lang und 22 Meter breit. Jede Menge Platz für spektakuläre Tricks. Einzigartig an dieser Superpipe ist übrigens auch, dass sie den ganzen Winter über nicht nur von Profis, sondern von allen genutzt werden kann. Dafür braucht es lediglich einen regulären Skipass.
Die Halfpipe hat eine lange Tradition. 1985 wurde sie eröffnet. Damals mit 2 Meter Höhe und 50 Meter Länge noch wesentlich kleiner. Seitdem wurde die Halfpipe aber immer weiter ausgebaut und erreichte 2014 diese beeindruckenden Masse. Die Pipe ist über die gesamte Saison von Dezember bis April geöffnet.
Rumantsch
Auch umgangssprachlich bekannt als Rätoromanisch, ist die vierte Landessprache der Schweiz. Gesprochen wird diese faszinierende Sprache ausschliesslich im Kanton Graubünden und entstand aus der Vermischung von Volkslatein mit lokalen Sprachen. Es ist die älteste noch gesprochene Landessprache der Schweiz. Nach langem Kampf wurde Rätoromanisch aber erst 1938, aber mit deutlicher Mehrheit, zur vierten Landessprache. Über 90% der Schweizer stimmten damals für den Verfassungsartikel.
Auch wenn der Sprache viel Sympathie entgegengebracht wird, sprechen und verstehen sie nur wenige Schweizer. Nur rund ein halbes Prozent der Schweizer Bevölkerung geben Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an. Trotz der geringen Verbreitung haben sich wegen der früheren Abgeschiedenheit innerhalb der Sprache 5 Mundarten entwickelt. Jede dieser fünf Mundartgruppen hat eine eigene Schriftsprache, die ihrerseits einen Kompromiss zwischen verschiedenen Orts- und Regionaldialekten darstellt. Damit ihr ein Gefühl bekommt, wie diese Sprache klingt, spiele ich euch noch einen kurzen Ausschnitt ein.
Die Schweizer Bahnhofsuhr
Jeder Schweizer kennt sie. Die Schweizer Bahnhofsuhr der Schweizerischen Bundesbahn SBB mit ihrem unverkennbarem Merkmal, dem roten Sekundenzeiger in Form einer Signalkelle des Fahrdienstleiters und ihrer minütlichen Kunstpause. Die Uhr zeichnet sich durch ein sehr klares und reduziertes Design aus. Auch aus grösserer Entfernung ist sie sehr leicht ablesbar. Speziell ist, dass diese Uhr an allen Schweizer Bahnhöfen gleich ist, wie es sich für die Schweiz gehört, natürlich auch genau läuft und zu jeder vollen Minute der Sekundenzeiger für anderthalb Sekunden stehen bleibt.
Die Pause des Sekundenzeigers hat einen technischen Grund. Bei der Entwicklung im Jahre 1944 war es noch nicht möglich eine Uhr mit Sekundenimpulsen genau laufen zu lassen und hätte zusätzlich zu einer deutlich kürzeren Lebensdauer geführt. Die SBB bestand aber damals auf den Sekundenzeiger.
Die Lösung: Eine Hauptuhr löst den Minutenimpuls für alle Bahnhofsuhren in der Schweiz aus. Dieser Impuls wiederum gibt den Sekundenzeiger frei. Dafür muss der Sekundenzeiger den Weg einer Minute in 58½ Sekunden zurücklegen. Der Zeiger wartet dann auf den nächsten Minutenimpuls. Dank diesem Prinzip gelang es, alle Uhren an den Bahnhöfen exakt laufen zu lassen. Heute wäre das nicht mehr nötig. Die kurze Pause hatte aber bereits Kultstatus erreicht und blieb damit auch den moderneren Bahnhofsuhren erhalten.
Muotathaler Wetterschmöcker
Die Wetterschmöcker sind eine Gruppe von landwirtschaftlich orientierten Hobbymeterologen aus der Innerschwyz. Sie tragen zweimal jährlich ihre mit sehr viel Humor verbundenen Wettervorhersagen an den öffentlichen Versammlungen des Meteorologischen Vereins Innerschwyz vor. In ihren Vorhersagen lassen sie ihre gemachten Beobachtungen aus der Natur, ihren Erfahrungsschatz und jede Menge Wortwitz einfliessen. Das genaue Rezept bleibt aber Geheimnis jedes einzelnen der Propheten. Derjenige "Wetterschmöcker", dessen Prognosen dem tatsächlichen Wettergeschehen im vergangenen Halbjahr am nächsten gekommen sind, erhält jeweils bei der nächsten Versammlung einen Wanderpreis.
Der Verein wurde 1947 im abgeschiedenen Muotatal gegründet. Als einer der Gründe für die Entstehung, wird vom Verein, das Aufkommen des Radios angegeben und die Befürchtung, dass das Vorhersagen des Wetters und somit die sorgfältigen Naturbeobachtungen verloren gehen würden, wenn alle nur noch den Bericht im Radio folgen. Laut Verein hat sich die Befürchtung spätestens mit Erfindung des Fernsehens schlussendlich bewahrheitet.
Bratwurst ohne Senf
Wer sich im Kanton St. Gallen unbeliebt machen möchte, bestellt einfachmal Senf zu seiner Olma-Bratwurst. In der Ostschweiz ein grosser Fauxpas, in der restlichen Schweiz nichts Ungewöhnliches. Die St. Galler sind so stolz auf Ihre Bratwurst, dass sie behaupten, diese Wurst ist so gut da braucht es keinen Senf dazu. Ganz im Gegenteil, der Senf würde nur vom wunderbaren Geschmack ihrer leckeren Kalbsbratwurst ablenken und nur eine schlechte Wurst isst man schliesslich mit Senf. Ganz ehrlich und ich hoffe ich mache mich in der Ostschweiz nicht zu unbeliebt, ich empfinde das nicht so und Senf ist doch gut für die Verdauung. Stolz können aber die Ostschweizer auf ihre Wurst sein. Der Begriff ist regional geschützt, Schlachtung und Produktion müssen in der Ostschweiz erfolgen. Ebenso ist der Mindestanteil des Kalbsfleisches streng reglementiert.
Die meisten Patente pro Kopf
So erfindungsreich wie die Schweiz ist kein anderes Land. Pro Kopf liegt die Schweiz unangefochten auf dem ersten Platz. Auf eine Million Einwohner kamen im Jahr 2018 in der Schweiz 956 Erfindungen. Das sind doppelt so viel, wie beim Zweitplatzierten, die Niederlande.
Etwas drosseln muss ich die Begeisterung leider dennoch. Die meisten Patenanmeldungen kommen nicht von Einzelpersonen sondern von Firmen. Insbesondere von Roche, Nestlé, Novartis und ABB. Aber auch die Hochschulen tragen einen erheblichen Teil dazu bei und darauf kann man wieder stolz sein. In die Infobox und in die Videobeschreibung packe ich euch noch ein Video über weltbekannte Schweizer Erfindungen. Unbedingt ebenfalls anschauen!
Ausländerausweise
Ausländerinnen und Ausländer, die in der Schweiz wohnen, erhalten einen Ausländerausweis. Kein Witz, der heisst wirklich so und ist sogar auf der Papierversion so angeschrieben. EU-Ausländer erhielten diesen bisher auf Papier in einem sehr unpraktischen und grossen Format. Kaum einer hatte diesen Ausweis daher bei sich und eher zu Hause sondern in irgendeiner Schublade verstaut. Nur wenn einer der seltenen Fälle auftrat an dem man diesen brauchte, begann das grosse Suchen. Die Zeit der papiernen Ausländerausweise ist aber bald vorbei. Nach und nach stellen die Kantone auf Ausweise im praktischen Kreditkartenformat um. Bisher war dieser Ausländer aus Drittländern vorbehalten.
Hohes Vermögen gleichzeitig hohe Schulden
Das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen eines erwachsenen Schweizers nimmt Weltweit einen Spitzenplatz ein. Laut einer Studie der Credit Suisse vom Oktober 2019 belegt die Schweiz, mit einem durchschnittlichen Vermögen pro Erwachsen von 564‘000 US-Dollar, Weltweit Platz 1. Das ist übrigens auch beim Median-Vermögen der Fall, was sogar noch deutlich aussagekräftiger ist und nicht so stark durch weniger extrem hohe Vermögen verzerrt wird. Was zum Beispiel bei den USA der Fall ist.
Über zwei Drittel der Schweizer Erwachsenen haben laut der CS-Studie ein Vermögen von mehr als 100'000 US-Dollar und ganze 12% sind sogar Dollar-Millionäre. Vom reichsten Prozent der weltweiten Vermögensbesitzer sind 1.8% Schweizer. Das ist für ein Land mit nur 0.1% der Weltbevölkerung bemerkenswert.
Jetzt kommen wir zum grossen "Aber"! Gleichzeitig liegt die Schweiz mit der Privat-Haushalts-Verschuldung von 128% zum Brutto-Inlandsprodukt (Stand 2018) ebenfalls auf Platz 1. Die durchschnittliche Pro-Kopfverschuldung beträgt rund 100'000 US-Dollar. Jetzt fragt ihr euch woher das kommt. Einen sehr grossen Teil der Schuld ist auf Hypotheken zurückzuführen. In der Schweiz ist es günstiger sein Haus nicht abzuzahlen und einen beträchtlichen Teil als Hypothek aufzunehmen. Die Steuerersparnis dadurch ist grösser als die Zinsen. Die aktuell niedrigen Zinsen befeuern dieses System zusätzlich.
SRF nicht im Ausland empfangbar
Das hat wohl schon fast jeder Schweizer erlebt. Da will man im Urlaub live ein Tennismatch von Roger Federer oder die Tageschau sehen und nix da. Es erscheint nur "Dieser Sender ist aus rechtlichen Gründen in ihrem Land nicht verfügbar". Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender der Schweiz SRF 1 und SRF 2 sind im Ausland gesperrt. Selbst über Satellit sind die Sender verschlüsselt und nur für Auslandsschweizer via SAT Access Karte verfügbar. Warum ist das so?
Die Produktionskosten und Unterhaltskosten für die öffentlich Rechtlichen Sender der Schweiz sind schon von Haus aus zum Verhältnis der Bevölkerungszahl sehr hoch. Die Schweiz hat 4 Landessprachen und nur 8 Millionen Einwohner. Aus Kostengründen werden für fremde Produktionen und Live-Übertragungen keine Auslandsrechte eingekauft. Da dies auf jede Menge Sendungen zutrifft, wird der Sender aus rechtlichen Gründen zur Sicherheit im Ausland gesperrt.
Kennt ihr noch weitere Einzigartigkeiten oder Ungewöhnliches in der Schweiz? Schreibt es mir auf YouTube in die Kommentare. Wenn euch das Video gefallen hat, würde ich mich über ein Like und ein Abo freuen.