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Helvetismen - Schweizerdeutsch und seine Besonderheiten

Veröffentlicht: 10. Mai 2020

Wer ahnungslos aus Deutschland in die Schweiz kommt, hat schnell den Eindruck, dieses Schwiizerdütsch verstehe man doch ganz gut. In Wirklichkeit ist es aber das, was Schweizer unter Hochdeutsch verstehen. Dabei bemühen sich die Schweizer sehr und stellen für Besucher und Freunde aus Deutschland und Österreich schnell mal auf Hochdeutsch um und werden dann doch nicht verstanden. Schuld sind die Helvetismen. Nicht jeder Begriff bedeutet in der Schweiz das Gleiche wie in Deutschland. Im folgenden Video stelle ich euch ein paar der Helvetismen und ihre Bedeutung vor.

Bitte habt etwas Nachsicht, wenn die Aussprache nicht immer ganz korrekt ist. Das ist für jemanden aus Deutschland nicht ganz einfach. Im Folgenden findet ihr den Inhalt des Videos auch in Textform. Unterhaltsamer und Bildreicher ist natürlich das Video. Kennt ihr noch weitere Helvetismen? Schreibt es mir auf YouTube in die Kommentare. Wenn euch das Video gefallen hat, würde ich mich über ein Like und ein Abo freuen.

Essen und Trinken

Fangen wir rund ums Essen und Trinken an. Hier lauern besonders viele Ausdrücke, die zum Teil durch gleiche Begriffe aber unterschiedliche Bedeutungen viel Potential für Missverständnisse haben. Wer zum Nachtessen eingeladen ist, braucht nicht erst mitten in der Nacht erscheinen, sondern lediglich zum Abendessen. Voressen ist kein Übungsdurchgang, sondern Gulasch bzw. Ragout. Beim Buffet à discrétion muss man sich nicht zurückhalten, sondern darf so viel essen wie man möchte. Eine Baumnuss ist eine Walnuss und kommt nicht im Nüsslisalat vor. Dieser ist ein gewöhnlicher Feldsalat. Güggeli und Poulet bezeichnen kein lebendes Huhn, sondern das Fleisch in verarbeiteter Form. Güggeli ist dabei ein Brathähnchen und Poulet einfach nur das Hühnchenfleisch. Hahnewasser ist auch etwas für Vegetarier und bezeichnet einfaches Leitungswasser. Die grössten Verwechslungen gibt es immer wieder bei Paprika und Peperoni. Das ist keine böse Absicht und liegt nur daran wie das Gemüse seinen Weg in die jeweiligen Länder fand. Der Schweizer Begriff Peperoni wurde durch die italienische Küche in die Schweiz gebracht. Die deutsche Paprika fand ihren Weg über die ungarische Küche nach Deutschland. Der Begriff Paprika kommt aus dem serbisch-kroatischen und heisst "die wo scharf sind". Als Paprika wird in der Schweiz nur das Gewürz bzw. das gemahlenen Pulver bezeichnet. Auch wenn Peperoncini nach einer Verniedlichung klingt, verbergen sich hier die scharfen Chillies. Die Rande ist kein Reststück, sondern leckere Rote Bete. Ein Coupe ist ein Eisbecher. Das Cüpli dagegen ist kein kleiner Eisbecher, sondern ein Glas Sekt, Prosecco oder Champagner. Der Rahm ist einfach Sahne und findet sich zusätzlich in den Begriffen Kaffeerahm und Schlagrahm wieder. Ein Kirsch ist keine Frucht, sondern der gebrannte Obstbrand aus Kirschen. Obacht beim Müesli, hier macht nur ein kleiner Buchstabe den Unterschied zwischen Mäuschen und der bekannte Schweizer Spezialität.

Haushalt

Auch im Haushalt finden sich jede Menge Beispiele. Wer Finken mit zum Besuch mitbringen soll, braucht keine Angst haben, dass er oder sie ein ungewöhnliches Gastgeschenk besorgen muss, sondern lediglich ein paar Hausschuhe mitbringen soll. Der Hag ist nicht der Name des Nachbarn, sondern der Gartenzaun. Als Gartenhag ist es auch die Schweizer Bezeichnung für Hashtag. Was übrigens 2014 zum Schweizer Wort des Jahres gewählt wurde. Das Depot ist kein Lager, sondern der Pfand bei Mehrwegverpackungen oder die Mietkaution. Obacht beim assistieren in der Küche, wer eine Pfanne reichen soll, sollte einen Topf reichen und keine Bratpfanne. Wer gesagt bekommt, dass er die Schmutzwäsche nach dem Waschgang in den Tumbler geben soll, braucht sie nur in den Trockner tun. In der Waschküche finden sich häufig auch Schilder mit der Aufschrift "Bitte den Boden wischen" oder "Bitte Boden nass aufnehmen". Mit wischen ist fegen gemeint und nass aufnehmen ist das hochdeutsche wischen. Keine Angst beim Sackmesser, dass klingt gefährlicher als es ist, hier handelt es sich um das bekannte Schweizer Taschenmesser. In Mehrfamilienhäusern gibt es häufig einen Abwart, damit ist der Hausmeister gemeint. Wer dann noch eine Runde mit dem Fahrrad drehen möchte, fährt in der Schweiz mit dem Velo. Wer dabei ohne Helm fährt und stürzt, landet in der Schweiz im Spital und nicht im Krankenhaus.

Fussball

Beim Fussball finden sich weniger Doppeldeutigkeiten, dafür umso mehr Ausdrücke, die ihren Ursprung in England haben. Das zieht sich auch bei den Vereinsnamen weiter. Bekannte Beispiele sind die Grasshoppers Zürich und Young Boys Bern. Beim Tschuten handelt es sich ums Fussball spielen. Wenn ein Team ins Endspiel kommt, ist es in der Schweiz im Final. Der Sieger wird dabei in einem Match (gesprochen Matsch) ausgespielt, was nicht den Zustand des Rasens bezeichnet, sondern nur das Spiel. Wenn dann über Offside diskutiert wird, ist von Abseits die Rede. Bei einem Corner ist ein Eckstoss gemeint. Wenn es dann zu einem Penalty kommt, wird es spannend und ein Elfmeter wird geschossen. Jetzt kommt es ganz auf den Goali, Torhüter an. Landet der Ball im Netz schreit man in der Schweiz "Goal" und es ist ein Tor gefallen.


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