Geld anlegen in der Schweiz mit Bewilligung B

  • Hallo liebe Leute!

    Ich bin neu hier und ich finds klasse, dass es rund um das Thema "Auswandern in die Schweiz" ein Forum gibt. Einfach toll!


    Jetzt zu meiner ersten Frage hier im Forum: Geld anlegen in der Schweiz mit der Aufenthaltsbewilligung B. Ich hoffe so sehr, dass es hier jemanden gibt, dem es genau so geht wie mir.


    Ich wohne nun seit gut einem Jahr in Basel Stadt. Gerne würde ich fürs Alter vorsorgen oder generell Geld anlegen. Das würde ich gerne mit einem ETF-Sparplan oder der Säule 3a. Ersteres (wie ich mittlerweile einstimmig mitbekommen habe) gibt es in der Schweiz nicht. Zumindest nicht so, wie es in Deutschland angeboten wird. Letzteres, also die dritte Säule (besipielsweise mit VIAC oder Frankly), ist durch den Steuernachlass so attraktiv und dementsprechend beliebt. Nur ist es jetzt so, dass man mit der Bewilligung B quellenbesteuert wird und damit seit 2021 gar keinen Gebrauch von dem Steuernachlass machen kann. Also das eigentlich stärkste Argument für eine dritte Säule ist nicht mehr gegeben. Die einzige Möglichkeit besteht darin, eine "nachträgliche ordentliche Veranlagung" zu beantragen. Es wird allerdings mehrfach darauf hingewiesen, dass sich das in vielen Fällen kaum lohnt und man es von einer steuerlichen Beratung überprüfen lassen sollte. Muss ich jetzt also wirklich teures Geld für einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin ausgeben, nur damit ich weiss, ob sich das lohnt?


    Genau vor diesem Wirrwarr stehe ich jetzt. Man findet für dieses Problem mit meinen Parametern im Internet einfach keine Antwort. Und zwar weit und breit. Vor diesem Problem kann ich doch unmöglich alleine stehen.


    Also nun meine Frage(n) an alle ausgewanderten Deutschen mit dem Aufenthaltstitel B: Wie investiert ihr euer Geld in ETF's bzw. nutzt ihr die dritte Säule? Wenn ja wie? Bezüglich ETF'S: Nutzt ihr womöglich einen ETF-Sparplan in Deutschland?

    Eine Antwort oder nur einen Hinweis, ob ich meinem Geschriebenen einen Denkfehler habe, würde mir unglaublich helfen. Vielen Dank!

    Euer ratloser Zapfi

  • Also nun meine Frage(n) an alle ausgewanderten Deutschen mit dem Aufenthaltstitel B: Wie investiert ihr euer Geld in ETF's bzw. nutzt ihr die dritte Säule? Wenn ja wie? Bezüglich ETF'S: Nutzt ihr womöglich einen ETF-Sparplan in Deutschland?

    Hallo Zapfi

    Die Säule 3 nehme ich mit und zahle da einmal im Jahr ein, von meiner Bank (Migros) gab es da ein einfaches Angebot, hauptsächlich weil ich nicht "alle Eier in ein Nest" legen möchte. Ausserdem zahlt man ja nach ein paar Jahren auch die normale Einkommensteuer.

    Da ich mit ETF-Sparplänen bz., Aktien schon vor knapp 30 Jahren in Deutschland angefangen habe, habe ich fast alle meine Konten und Depots behalten und bediene die Sparpläne weiter, dazu überweise ich mir regelmässig, wenn der Wechselkurs günstig ist, etwas Geld mit Wise* nach Deutschland auf mein ehemaliges Gehaltskonto.

    Es spricht nichts dagegen ein neues Depot in D anzulegen, mit kommt die Bedienung im Allgemeinem etwas einfacher vor und von den Gebühren auch billiger,

    • Im Kleingedruckten, lesen ob eventuell bei einem Wohnsitz im Ausland höhere Gebühren für Bankdokumente und Benachrichtigungen anfallen
    • Natürlich sollte man auch immer die Gebühren für den Geldwechsel und den Wechselkurs im Hinterkopf haben.
    • Auch wenn das Depot von einer deutschen Bank verwaltet wird, ist man in D nicht steuerpflichtig (ausser aus anderen Gründen wie Immobilien etc.)
    • Du musst das aber als Vermögen bei der Schweizer Steuererklärung angeben auch wenn man vorerst nur Quellensteuer zahlt. Auf das Vermögen zahlt man dann Steuern, die sind aber überschaubar, wenn du jetzt erst damit startest solltest du unter den Freibetrag fallen :winking_face:
  • Es wird allerdings mehrfach darauf hingewiesen, dass sich das in vielen Fällen kaum lohnt und man es von einer steuerlichen Beratung überprüfen lassen sollte. Muss ich jetzt also wirklich teures Geld für einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin ausgeben, nur damit ich weiss, ob sich das lohnt?

    Ne, musst du nicht. Ich würde mal zum Steuervergleich von Comparis (https://www.comparis.ch/steuern/steuervergleich/default) bzw. https://www.comparis.ch/steuer…ervergleich/steuerrechner gehe, da würdest du schon mal Näherungswerte finden, ob eine ordentliche Veranlagung günstiger oder teuer als die Quellensteuer käme.


    Ansonsten würde ich Altersvorsorge bzw. Geldanlage nie allein von Steuervorteilen abhängig machen.

  • Hallo liebe Leut!


    Vielen vielen Dank für eure Antworten! Das hilft mir jetzt sehr! Bin unglaublich froh über die Tipps, jetzt habe ich schon mal einen klareren Blick auf die Sache :smiling_face:

    Hallo Zapfi

    Die Säule 3 nehme ich mit und zahle da einmal im Jahr ein, von meiner Bank (Migros) gab es da ein einfaches Angebot, hauptsächlich weil ich nicht "alle Eier in ein Nest" legen möchte. Ausserdem zahlt man ja nach ein paar Jahren auch die normale Einkommensteuer.

    Das bedeutet du hast ebenfalls die Bewilligung B und verzichtest auf den Steuernachlass, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass du irgendwann die Niederlassungsbewilligung bekommst und damit dann nicht mehr quellenbesteuert bist? Verstehe ich das richtig?


    • Du musst das aber als Vermögen bei der Schweizer Steuererklärung angeben auch wenn man vorerst nur Quellensteuer zahlt. Auf das Vermögen zahlt man dann Steuern, die sind aber überschaubar, wenn du jetzt erst damit startest solltest du unter den Freibetrag fallen :winking_face:

    Gilt das auch für Vermögen in der Schweiz oder nur für das ausserhalb der Schweiz? Bzw. gibt es da unterschiedliche Steuersätze?


    Ne, musst du nicht. Ich würde mal zum Steuervergleich von Comparis (https://www.comparis.ch/steuern/steuervergleich/default) bzw. https://www.comparis.ch/steuer…ervergleich/steuerrechner gehe, da würdest du schon mal Näherungswerte finden, ob eine ordentliche Veranlagung günstiger oder teuer als die Quellensteuer käme.

    Danke für den Link! Ich kenne nun meinen Steuersatz, allerdings hab ich noch Schwierigkeite, was ich genau damit anfangen kann. Wären das meine Steuern die ich zahlen würde, wenn ich ordentlich Veranlagt wäre, anstatt wie im Moment quellenbesteuert?


    Vielen Dank!

  • Danke für den Link! Ich kenne nun meinen Steuersatz, allerdings hab ich noch Schwierigkeite, was ich genau damit anfangen kann. Wären das meine Steuern die ich zahlen würde, wenn ich ordentlich Veranlagt wäre, anstatt wie im Moment quellenbesteuert?

    Das sagt dir doch der Steuerrechner, aufgeteilt nach Gemeinde-, Kantons- und Bundessteuer. Du kannst sogar Abzüge für die Säule 3a eintragen.

  • lieberjott Das hab ich gesehen, nur glaube liegt bei mir generell eine Ahnungslosigkeit bezüglich der Besteuerung vor. Deswegen stell ich die Frage mal anders: Inwiefern unterschiedet sich denn die Quellensteuer von der "normalen" Steuer? Für mich hört sich das so an, dass sobald ich die nachträgliche ordentliche Veranlagung beantrage, mein Steuersatz ein anderer wird. Hier mal der Hinweis von VIAC:


    "Aus diesem Grund sollte in diesen Fällen die persönliche Situation unter Berücksichtigung möglicher zukünftiger persönlicher und beruflicher Entwicklungen mit einem Steuerberater abgeklärt werden. Zwar können im Rahmen der Steuerveranlagung Abzüge z.B. für die Einzahlung in die 3. Säule geltend gemacht werden, jedoch können die Steuersätze der Wohnsitzgemeinde höher liegen als der Quellensteuersatz, was folglich trotz Steuerabzügen zu einer steuerlichen Mehrbelastung führen kann."


    Ich glaube darin liegt für mich die Unklarheit. Ich rechne mit dem Steuerrechner von Comparis meinen Steuersatz aus inklusive den Abzügen von der Säule 3a. Das sieht soweit gut aus, nur womit vergleiche ich das? Muss ich da bei meinem Arbeitgeber nachfragen um meinen Quellensteuersatz zu erfahren? Und vor Allem: Sind die Ergebnisse die Comparis ausspuckt wirklich verlässlich? Oder ist das nur eine grobe Schätzung, weil es z.B. noch andere Angaben gibt die bei Comparis im Eingabeformular nicht erfragt werden? Ich hab noch nie eine Steuererklärung in der Schweiz gemacht, deswegen die blöde Frage.


    Danke und entschuldige meine Unwissenheit!

  • Ansonsten würde ich Altersvorsorge bzw. Geldanlage nie allein von Steuervorteilen abhängig machen.

    Das sehe ich auch so, gerade bei den Steuervorteilen weiss man nie wann und vor allen Dingen noch bei Inanspruchnahme gelten. Ich nehme das halt mit, weil ich mir da sicher bin, dass es zumindest keine Verluste gibt

  • lieberjott Inwiefern unterschiedet sich denn die Quellensteuer von der "normalen" Steuer?

    Die Quellensteuer wird vom Kanton festgelegt und ist somit in jeder Gemeinde es Kantons gleich, sie orientiert sich zudem rein am Bruttoeinkommen.

    Die "normale" Steuer ist dreiteilig: Bund, Kanton, Gemeinde. Und bei letzterer kann's halt (auch) grosse Unterschiede geben.


    Normal besteuert zu werden, kann zu einer höheren oder niedrigeren Steuerbelastung führen. Daher sagte ich ja, rechne es durch.


    Zitat


    Das sieht soweit gut aus, nur womit vergleiche ich das? Muss ich da bei meinem Arbeitgeber nachfragen um meinen Quellensteuersatz zu erfahren?

    Den Quellensteuerabzug siehst du doch auf deiner Gehaltsabrechnung.


    In wie weit die Steuerberechnung von Comparis nah an der Wahrheit ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ich denke mal schon, dass die Richtung stimmen wird. Ist halt ein erster Eindruck. Je nachdem was bei rauskommt, kann man schauen, wie man weiter fortfährt.

  • Nach meinen Verständnis sollte es im Normalfall keinen wesentlichen Unterschied zwischen Einkommens- und Quellensteuer geben. Die Quellensteuer wird halt direkt vom Arbeitgeber jeden Monat abgeführt und an das Finanzamt weitergeleitet (so wie in D), während du später einmal im Jahr das selber tun musst (wie ein Selbstständiger/Freiberufler in D). Setzt voraus, dass man mit Geld umgehen kann und drauf achtet, dass man schon jeden Monat selbst die Steuer zurückbehält und nicht verjubelt, weil man ja noch soviel Geld am Monatsende übrig hat oder man Lebenskünstler ist, der lieber im Hier und Jetzt lebt :smiling_face_with_smiling_eyes: .

    Eine Einkommensteuererklärung musst du übrigens ab einem bestimmten Einkommen bzw. Vermögen auch schon machen wenn du noch der Quellensteuer unterliegst, diese wird halt dann in der Steuererklärung mit aufgeführt. Ist eigentlich ganz einfach, man kann praktisch alles vom Lohnausweis übernehmen.


    Bei der Steuererklärung musst du dein komplettes Vermögen angeben, egal ob es auf einem Schweizer Konto, einem Deutschen Konto oder unter dem Kopfkissen liegt :winking_face: . Im Prinzip gehören da auch Wertgegenstände wie Bilder, Schmuck, Auto und Immobilien dazu. Dafür selbst du keine Steuern auf Zinsen und Dividenden ...

  • So, jetzt hatte ich mal die Zeit in meine Gehaltsabrechnungen zu schauen. Laut diesen, beträgt die Quellensteuer für meine Tarifstufe in Basel Stadt bei 11,04%. Comparis zeigt mir keinen Steuersatz in Prozent an. Dementsprechend rechne ich folgendermassen (bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege):


    Bei einem Beispiel-Nettoeinkommen pro Jahr von 60000 CHF ohne Abzüge der Säule 3a, spuckt mir Comparis eine zu zahlende Steuer (Kanton + Gemeinde + Stadt) von 8226 CHF aus. Da die Steuer ja vom Nettoeinkommen abgezogen wird, sind die 60000 CHF meine 100%. Dementsprechend wären 8226 CHF exakt 13,71%. Wenn man vom Quellensteuersatz ausgeht, läge die Steuer bei 6624 CHF. Ich würde also um 1600 CHF mehrbesteuert werden. Wenn ich jetzt allerdings noch die Abzüge der Säule 3a (Maximalbeitrag pro Jahr 7056 CHF) beim normalen Steuerfuss abziehe, komme ich auf 1730 CHF Steuerersparnis. Es geht also um einen Unterschied von knapp 100 CHF.


    Habe ich das soweit korrekt ausgerechnet?


    Sicherlich ist der Steuernachlass nicht der einzige Grund warum ich mich für die Säule 3a oder eine Altervorsorge im Allgemeinen entscheiden würde, aber ein schlagkräftiger. Denn die Säule 3a bringt Bedingungen mit sich, die ich bei einem ETF-Sparplan nicht hätte. Darum würde ich gerne sehr genau wissen, ob sich eine nachträgliche ordentliche Veranlagung bei mir lohnt oder nicht.


    Einen schönen Tag euch!

    PS: Ich hatte übrigens mal auf der Website von Basel Stadt geschaut, ob ich den Steuersatz irgendwo finden kann, habe aber nichts gefunden, was auf diese 13,71% hindeutet.

  • lieberjott  fillg1 Was meint ihr zu meiner Rechnung? Macht die Sinn?

    Ich habe leider keine Ahnung bei den Steuern als Ansässiger bzw. ordentlicher Veranlagung, aber auf mich wirken die Werte schon plausibel.

    Möglicher Weise man die regulären Steuern auch noch drücken, weil es noch weitere Abzüge gibt, die man tätigen kann.

  • Muss man die Säule 3a eigentlich beim Bezug dann versteuern als Einkommen?

    Wenn man nun den Steuerabzug gar nicht geltend macht, also die Einzahlungen bereits versteuert ist, wird dieser Betrag dann bei Bezug steuerfrei gestellt?

    Ich würde ab diesem Jahr auf ein S3a-Konto einzahlen, will aber noch keine Steuererklärung abgeben, ab nächstem Jahr muß ich mich jedoch ordentlich veranlagen lassen und würde dann auch die S3a-Einzahlungen abziehen.

    Aber was wäre dann mit den 7056 SFr, die ich dieses Jahr ja schon versteuert eingezahlt hätte?